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TEFAF 2008: Die Macht der Kronenanemone

Unsicherheit angesichts des instabilen wirtschaftlichen Klimas? Von wegen! Opulenter Auftakt der TEFAF in Maastricht. Statt der üblichen Tulpen lockt die Pracht der Kronenanemonen: 175.000 Stück empfangen die Besucher, das sind exakt 70 Prozent der zu dieser Jahreszeit weltweit überhaupt verfügbaren Blumenart. Das hat schon etwas Dekadentes, aber in dieser gelungenen Inszenierung hat es einfach nur Charme. Wo, wenn nicht hier, darf man derlei Opulenz frönen. 227 führende Kunst- und Antiquitätenhändler aus 15 Ländern haben sich hier bis zum 16. März im niederländischen Maastricht zusammen gerottet und zelebrieren die Mutter aller Kunstmessen. Die bunte Fülle der Kronenanemone ist aber nicht die einzige Novität der aktuellen TEFAF (The European Fine Art Fair): "Showcase" nennt sich die neue Initiative, die dem kunsthändlerischen Nachwuchs ein Forum geben will. Sieben Anwärter für die 2009er TEFAF? Nein, das habe sich die Jury offen gelassen, erklärt Jiri Svestka aus Prag. Erfolg ist für ihn, zehn Minuten nach der Eröffnung die Arbeit einer jungen tschechischen Künstlerin (15.000 Euro) nach London und das des Polen Rafael Bujnowski in die USA (24.000 Euro) verkauft zu haben. Sein Highlight, Frantisek Kupkas "Anthropoides - Kampf um eine Frau", wartet noch auf einen Käufer (400.000 Euro), verhalf ihm aber schon mal zu einer Abbildung in der Herald Tribune. 25.000 Besucher und ein Dieb Zur Vernissage kam die Rekordmenge von 9435 Besuchern, darunter - zum Leidwesen eines Ausstellers in der Sektion Antiquitäten - auch ein Dieb. Zwei Frauen hatten Interesse an Schmuck bekundet und waren dann verschwunden, mit ihnen eine mit Diamanten besetzte Halskette im Wert von 1,2 Millionen Euro. Die Angestellte eilte hinterher wurde aber von einem später festgenommenen Mann behindert. Erst beim Ausgang stellte das Sicherheitspersonal das Trio, aber die Kette blieb verschwunden und die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Die wirklich große Überraschung war dann doch die Kauffreudigkeit. Etwaige Unsicherheiten angesichts des instabilen wirtschaftlichen Klimas waren nicht zu spüren. Im Gegenteil: Rupert Wace hatte nach zwei Stunden sechs Objekte an Käufer aus Europa, Asien und den Mittleren Osten abgesetzt, darunter die 225.000 Euro teure Büste der Faustina, der Ehefrau Marc Aurels, ausgeführt 125-175 nach Chr.. Aber auch bei anderen nachgefragt, wie denn die Vernissage so verlief, erntete man in der Hauptsache strahlende Gesichter. Die Bilanz nach den ersten Stunden war gewaltig, nicht ein Millionen-Objekt wechselte den Besitz, sondern derer zahlreiche in allen Sektionen. Dabei ginge hier alles deutlich langsamer, so Hauser & Wirth, vor allem im Vergleich zu einschlägigen Messen wie etwa Basel. Aber auch für die zum zweiten Mal hier teilnehmende Galerie folgte noch vor dem Ende des ersten Wochenendes die Erlösung in Form europäischer Privatsammler, die sich den 8 Millionen Dollar schwere Jackson Pollock ("The Magic Flame", 1946) und einen 5 Millionen Dollar de Kooning (Ohne Titel, 1996) sicherten. Wenn Koons, dann hipp Und bei den Alten Meistern, der traditionsreichsten TEFAF-Sektion? Sie scheinen hipper denn je, auch angesichts prominenter Vorbilder: Niemand geringerer als Jeff Koons hatte bei Sotheby`s im Jänner den Rekord von 6,13 Millionen Dollar für Tilman Riemenschneiders Heilige Katharina bewilligt. Eine Gruppe junger Asiaten - mit Kelly-Bags dann doch recht traditionell betascht - flaniert nun durch die Rembrandt Plein und über die Champs Elysées, macht bei Nummer 306 Station und gibt sich bei "Konnie" zumindest interessiert. Dort hängt inmitten zusammengetragener Schätze jener Lucas Cranach, der bei Sotheby`s für etwas mehr als vier Millionen Dollar den Besitzer wechselte. Nun ja, gut Ding braucht Weile, schon vor ein paar Jahren hatte sich Bernheimer für Aristoteles & Phyllis interessiert, aber erst jetzt, beim zweiten Anlauf darf er die 1530 auf Holz verewigte Weiberlist nun sein Eigen nennen. Freilich, so die Hoffnung, nur temporär, 4,25 Millionen Euro soll die Trennung bringen. "Starke Nachfrage nach hoher Qualität, großer Enthusiasmus und gute Verkäufe" und mehr als ein Dutzend Besitzerwechsel lautete seine Dreitages-Bilanz. In typischer Zurückhaltung übt man sich nahe dem Trafalgar Square, Salis & Vertes ist mit dem Museé d`Orsay ebenso bereits in intensiven Verhandlungen wie mit dem Van Gogh Museum. "Für eine kleine österreichische "Quetschn" ist das schon was", so Thomas v. Salis-Samaden, detaillierter will sein Kommentar vorerst nicht ausfallen.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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TEFAF 2008
07 - 16.03.2008

MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre)
6229 Maastricht, MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre), Forum 100
Tel: +31 43 383 86 66 , Fax: +31 43 383 88 08
Email: info@tefaf.com
http://www.tefaf.com
Öffnungszeiten: täglich 11-19 h


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