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Michael Goldgruber - Eiger: Der Blick des Erhabenen

Michael Goldgrubers Recherche zu Aussichtstopoi touristischer Unterfangen führt ihn in seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie habres + partner zu einer medial ausdifferenzierten Betrachtungsweise dieses Themas anhand der Eiger Nordwand. Unter dem simplen Titel „Eiger“ fügt Goldgruber Malerei, Fotografie und Video zusammen, um dadurch den minimalistischen Gestus der in diesem Fall vorwiegend auf schwarz-weiße Konturen ausgerichteten Bildwelten künstlerisch zu erfassen. Die zentrale Blickebene nimmt hierbei jener Standpunkt innerhalb des Eignernordmassivs ein, der von innen eine Betrachtung nach außen ermöglicht und extreme Lichtverhältnisse von hell und dunkel generiert. In einem fotografischen Triptychon wird dieser Blick nochmals aufgegriffen, wobei Goldgruber die Aussichtsfenster in die weiße Membran einer Leinwand, wie sie für die Filmversion verwendet wird, überträgt. In Platons Sinne bewirkt Goldgruber eine Fortsetzung jener Variante des Höhlengleichnisses, bei dem die gefesselten Insassen stets die von außen eindringenden Schatten auf die vor ihnen geworfene Wand erkennen. In Goldgrubers Triptychon wird diese dunkle Wand mit den drei weißen Aussichtsfenstern bestückt und jeweils eine bzw. alle Seiten mit Spiegeln versetzt, die die Schattenwirkung der Aussichtsfenster direkt aufnimmt. Dadurch verfremdet er jenes Moment des Blickes auf eine Realität, die lediglich durch den Ausschnitt (des Fensters im analogen und sowie des fotografischen Dispositivs im analogen und digitalen Sinn) bestimmt wird. Diese Raumwirkung, die das äußerliche Panorama an sich vorbeiziehen lässt, wird durch die Fensterkanten in ihrer Gesamtheit unterteilt, was sich wiederum in malerischen Diptychon widerspiegelt, das sich gänzlich auf die Vorkommnisse draußen konzentriert, aber durch die Unterteilung an den Blick aus dem Innenfenster hinaus ins Freie erinnert. Goldgruber führt somit alle Ebenen einer möglichen perspektivischen Praxis in seine medienimmanenten Betrachtungen zum Thema ein und schafft es, eine Rundumschau jenes topografisch festgeschriebenen Blickregimes zu ermöglichen.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Michael Goldgruber - Eiger
13.03 - 01.05.2008

habres+partner
1020 Wien, Hollandstraße 7
Tel: +43 1 522 64 65 22, Fax: +43 1 522 647 65 66
Email: office@nacpool.at
http://www.nacpool.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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