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Candida Höfer. Werkgruppen seit 1968: Musterräume für Raummuster

Candida Höfers Blick auf die Welt hat sich mit den Jahren mehr und mehr distanziert. Waren es 1968 noch Straßenszenen, Momentaufnahmen einer lebendigen aber anonymen Urbanität, in der sich bestenfalls Wege kreuzten, beschäftigte sich die im folgendem Jahrzehnt entstandene Serie "Türken in Deutschland" mit dem Alltag von Gastarbeitern. In der Familie, in Teestuben, im Park oder auf der Straße betrachtete die Künstlerin sachlich und ohne Vorurteil diese Zusammenkünfte von Menschen, deren Heimat möglicherweise ganz woanders lag, die jedoch ihren neuen Lebensraum positiv wie nachhaltig veränderten. Eine Reihe von Wartesälen, jenen mehr oder weniger gastlichen Stätten, die ein Innehalten der Bewegung zwischen zwei Orten bedeuten, markierten einen nächsten Schritt innerhalb eines Oeuvres, das sich den unbegrenzten Variationsmöglichkeiten des begrenzten Raumes widmet. Die öffentlichen oder halböffentlichen Orte werden nicht speziell inszeniert, die vorgefundene Lichtsituation wird belassen, die Kamera bleibt in Augenhöhe, lediglich ein Weitwinkelobjektiv sorgt für die gewünschte Erfassung des Raumes. So wurden aus Orten des alltäglichen Transits Räume des kulturellen Transfers, Bibliotheken nehmen hierbei als Lieblingsmotiv der überaus zurückhaltenden Künstlerin eine bevorzugte Stellung ein. Der Blick der Künstlerin hatte sich entfernt von Menschen und Situationen, sich konzentriert auf Orte und Räume, um in diesen die lineare Klarheit eines Raumgefüges in den Vordergrund zu rücken, und mit dieser linearen Klarheit wuchsen auch die Formate der Fotografien. Es scheint nachgerade ein Lehrstück zu sein, wie sich im Laufe der letzten vier Jahrzehnte im Werk von Candida Höfer die Präsentationsformen und damit auch die Anforderungen an den Ausstellungsraum änderten: Von den kleinteiligen Werkgruppen mit seriellem Charakter, über (Doppel-) Diaprojektionen bis hin zu den großformatigen Fotoarbeiten und den "Prossessions", in denen die Aufnahmen ohne weitere Angaben nur mehr an einem Arbeitstisch am Bildschirm betrachtet werden können. Was für die Arbeitsgruppe "Ausstellungsdesign und kuratorische Praxis" der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe eine praktische Aufgabenstellung war, eben diese Schau zusammenzustellen, ist für das ZKM eine gemeinsam mit der Künstlerin ausgewählte Werkübersicht geworden, klein, fein und in der Präsentation halbwegs unprätentiös.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Candida Höfer. Werkgruppen seit 1968
12.01 - 02.04.2008

ZKM - Zentrum für Kunst und Medientechnologie
76135 Karlsruhe, Lorenzstraße 19
Tel: +49-721-8100-0
Email: info@zkm.de
http://www.zkm.de
Öffnungszeiten: Mi - Fr, 10-18 Uhr | Sa - So, 11-18 Uhr


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