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Maria Hahnenkamp - Transarency -: Facetten des Femininen

Seit etwa vierzig Jahren treiben Archive in der Kunst ihr Wesen. Man legt sie an, um einen Fundus zu haben, in den man greift, wenn man etwas zum Abmalen braucht (Gerhard Richter). Man legt sie an, um ihren Inhalt quasi dokumentarisch zu behandeln und eine Art Erinnerungwerkstatt darum zu gruppieren (Christian Boltanski). Man legt sie an, weil man seine Stunden im Atelier längst nicht mehr damit verbringt zu zeichnen und lieber Zeitschriften durchblättert und sich trendmäßig auf dem Laufenden hält. Maria Hahnenkamp hat auch ein Archiv angelegt, und jetzt zeigt sie Teile daraus in der MAK-Galerie, jenem stollenartigen Restraum im Keller, der Bände darüber spricht, wie wichtig man die jungen Gegenwärtigen vor Ort nimmt. Maria Hahnenkamp macht aus ihrem Archiv eine Installation und aus der MAK-Galerie immerhin etwas Vernünftiges. Hahnenkamps Archiv besteht aus Bildern, die mit Bildern der Weiblichkeit zu tun haben. Auf Diapositive übertragen und von Projektoren vorgeführt, wechseln sich Pin Ups und Pornos, Ikonen und Images in bunter Folge ab, so bunt, wie es die einzelnen Geschwindigkeiten zulassen, in denen die Lichtbilder an die Wand geworfen werden. Einiges läuft allzu schnell ab für eine Identifizierung. Bisweilen, bei der Konfrontation von Fotos der Monroe mit solchen einer unbekannten Zeitgenossin, schaukelt die Vorführung gemächlich dahin. Manchmal schließlich, bei der Präsentation von Ausschnitten weltberühmter Akte, etwa von Ingres, hat man viel Zeit, jede gemalte Pore in Augenschein zu nehmen. Maria Hahnenkamp betreibt eine Art von Cultural Studies mit den Facetten des Femininen. Und wie bei dieser neuen Form von akademischer Disziplin geht es weniger um Erkenntnis als um Einverständnis. Die einer Analyse zugänglichsten Bilder, jene in denen etwa die Seitenwunde Christi auf das Close Up eines Unterleibs bezogen wird, rattern also im Schnellstdurchlauf vorbei. Das Unmittelbare und sofort Kapierte ist wichtiger als die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Sehen. Das wiederum ist eigentlich schade. Denn unsereiner, so von Mann zu Mann, wo man bekanntlich etwas länger braucht, würde das auch gern verstehen. Die Ausstellung erklärt im Grunde nichts. Sei setzt auf die Solidarität derer, die es immer schon wußten.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Maria Hahnenkamp - Transarency -
13.03 - 05.05.2002

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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