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Palm Beach Art Fair: Schau genau

Palm Beach will Spitze bleiben "Echt prickelnd neu und spannend" finden Eberhard Kohlbacher und Alois Wienerroither aus Wien die Palm Beach Fair, die Freitag Abend mit der Vernissage für die besonders zahlungskräftige und -willige Sammlerschaft begann (Karten bis 150 Dollar pro Person). Die Äußerung schien sich allerdings weniger auf die Kollegenschaft zu beziehen als vielmehr auf das Publikum, das sich nicht nur in der zur Schau gestellten Prosperität sondern vor allem in ästhetisch-chirurgischer Hinsicht von mitteleuropäischen Gepflogenheiten unterscheidet. Wo offensichtlich so viel Geld vorhanden ist und Kunst zum bevorzugten Status-Spielzeug gehört, wollten vor kurzem noch alle etwas von dem Kuchen abhaben. Dieses Jahr haben sich einige der renommiertesten Aussteller zurückgezogen. Das fällt in dem überschaubaren Teilnehmerfeld von 90 Austellern spürbar auf. Vor allem den Altmeisterbereich hat es getroffen. Bernheimer, Kilgore und Whitfield gehören zu der Verweigerern. Letzterer war schon letztes Jahr nicht begeistert vom amerikanischen Publikum, und die enttäuschende Performance von David Lesters schwimmender Kunstmesse Expoship düfte zur Verstimmung des Londoner Händlers beigetragen haben. Andererseits ist es tatsächlich schwierig, mit der nur einen Monat später stattfindenen TEFAF zwei hochkarätige Veranstaltungen angemessen zu bespielen. Richard Green aus London hat denn auch eher B-Ware nach Florida geschickt. Andere Händler geben sich mehr Mühe und haben gute Chancen, die entsprechenden Früchte zu ernten. Dickinson aus London etwa fährt nach eigenen Angaben gut mit der Konzentration auf Qualität. Und Wilhelm J. Grusdat aus München, der über einen scheinbar unerschöpflichen Fundus an kapitalen Werken der Pop Art verfügt, konnte schon in der ersten Stunde nach Öffnung beim Punktekleben beobachtet werden. Ähnlich gute Absatzchancen hat die Galerie du XXe Siecle aus Paris, die nur 20 kleinformatige Gemälde dabei hat, die jedoch aus einem Guss: Sie stammen aus dem Nachlass von Marc Chagall und haben bisher nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Der Grund für Laurent de Pass, die einmailge Präsentation hier vorzunehmen: "In France the mood is too bad." Gleiches berichtet Hardt senior, Radevormwald aus dem Asiatika-Bereich. Daher wagt er den Spagat zwischen Palm Beach und Düsseldorf. Während er selbst hier erstmalig ausstellt und vor allem Kleinformatiges anbietet, bestückt der Sohn die neue Veranstaltung in Deutschland. Wessen Auge nicht nur an bunter Flachware hängenbleibt, hat denn auch durchaus Chancen, auf Ungewöhnliches zu stoßen. Bei Martin du Louvre aus Paris ist das eine kleine intarsierte Holzschachtel des Surrealisten Victor Brauner, die auf dem Deckel warnt, die Büchse der Pandora verschlossen zu halten, auf dass das "Mala" nicht entweiche. Zum Glück für den Zeitgenossen ist offensichtlich schon vorher jemand der Versuchung erlegen. Aktuell befindet sich in der Schachtel lediglich ein Quarter Dollar. Der dürfte als Anzahlung allerdings kaum genügen. 72.000 Dollar soll das humorige Stück kosten.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Palm Beach Art Fair
01 - 10.02.2008

Palm Beach
33401 Palm Beach, Convention Center
http://www.palmbeachfair.com
Öffnungszeiten: 12-19 h


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