Werbung
,

Pop Art Portraits: Mehr als Marylin

Längst noch nicht auf der Höhe ihrer Zeit definierte der britische Künstler Richard Hamilton in einem Brief aus dem Jahre 1957 stichwortartig und bislang unübertroffen, was Popkultur ausmache: „Populär (entworfen für ein Massenpublikum) / vergänglich (Kurzzeitlösung) / überflüssig (schnell vergessen) / preiswert / massenproduziert / jung (jugendorientiert) / witzig / sexy / verrückt / glamourös / geschäftstüchtig.“ Die Popart machte sich diese Zeichen der Zeit durchaus zu Nutze und wie man es bis heute beobachten kann, wohl auch mit Erfolg. Es ist dies ein Gebiet der Kunst, auf dem sich ein jeder kundig verkommt, und nachdem man am liebsten mag, was man am besten kennt, bürgen Popart-Ausstellungen für gewöhnlich für volle Häuser. Popartportraits, so die Nomenklatur der Schau, werden zur Zeit in der Staatsgalerie Stuttgart gezeigt und man kann wahrscheinlich gar nicht anders als sich bei dem Titel sogleich ein farbenfrohes Defilee an Marilyn-Siebdrucken von Andy Warhol vorzustellen, denkt dann vielleicht noch an einen gedoppelten Elvis und überlegt schließlich, ob die comichaften Protagonisten Roy Lichtensteins mit so etwas wie Portraitähnlichkeit in Verbindung zu bringen sind; keine Sorge alles da, mit Ikonen wird wahrlich nicht gegeizt. Dem Phänomen Marilyn alleine haben sich gut zehn Künstler in der Ausstellung gewidmet. Doch auch die Popart ist nicht vom Himmel gefallen, und die von Paul Moorhouse, Kurator der National Portrait Gallery in London, klug konzipierte Ausstellung zeigt ganz wunderbar, wie in Swinging London und jenseits des großen Teichs die Entwicklungen verlaufen. In England etwa mit Eduardo Paolozzi und seinen aus Titelblättern zusammengesetzten Visagen von nahezu dadahaften Ausmaß aus dem Jahre 1952. Die Portraits der Popart freilich haben nur wenig mit den repräsentativen Bedürfnissen herkömmlicher Portraits gemein. Ausgerechnet Andy Warhol, der Großmeister der Massenware, schafft mit seinen Screentests die Umkehr. 189 Personen hatten zwischen 1964 und 1966 in der Factory für drei Minuten still vor der Kamera zu sitzen. Warhol wollte daraus eine Möglichkeit entwickeln, Veränderungen und Bewegungen zu erfassen. Bei Marcel Duchamp beispielsweise sind dies die wachen, listigen Augen in einem alterszerfurchten Gesicht.
Mehr Texte von Daniela Gregori

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Pop Art Portraits
23.02 - 08.06.2008

Staatsgalerie Stuttgart
70173 Stuttgart, Konrad-Adenauer-Strasse 30-32
Tel: +49 711 470 40 0, Fax: +49 711 236 99 83
Email: info@staatsgalerie.de
http://www.staatsgalerie.de
Öffnungszeiten: Mi, Fr, Sa + So 10-18, Di + Do 10-20 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: