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Der späte Tizian und die Sinnlichkeit der Malerei: Tizian - Bewusst innovativ

"Der späte Tizian und die Sinnlichkeit der Malerei" ist der letzte Teil einer als Trilogie angelegten Ausstellungsserie venezianischer Malerei im Wiener Kunsthistorischen Museum. Bereits 2004 war sie Giorgione gewidmet gewesen, 2006 dem Dreigestirn Bellini, Giorgione und Tizian und nun folgt die Präsentation des Spätwerks des Malerfürsten Tiziano Vecellio (ca. 1490-1576). Für dieses hochkarätige Ereignis wurde mit der Soprintendenza Speciale per il Polo Museale Veneziano und der Galleria dell`Accademia in Venedig zusammengearbeitet sowie mit namhaften internationalen Wissenschaftern im Rahmen eines FWF-Projekts. Wie bei der Ausstellung im letzten Jahr entschied sich das Team um Dr. Sylvia Ferino-Pagden nicht für eine chronologische Einteilung, sondern gab der thematischen Strukturierung der rund 60 Werke in "Porträts", "Mythos und Storia" und "sakrale Themen" den Vorzug. Den Grund dafür geben die Räumlichkeiten des Hauses sowie der "Altersstil" - der "ultimo stile" - des Meisters vor, der die Werke einer starren chronologischen Zuordnung erfolgreich entwindet. Tizians Bilder der letzten 25 Jahre wurden von Zeitgenossen und Kunstkritikern oft als unfertige "Fleckenmalerei" abgetan und als Produkt altersbedingter physischer Unzulänglichkeiten (zittrige Hände, Nachlassen des Augenlichts) bezeichnet. Demgegenüber stehen jene, die das "non finito", das "Unfertige", als bewusste, innovative Technik des Malers erklären, deren Ziel die Übermittlung des Werkinhalts ist. Diese Theorie findet nun in neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen (Restaurierungen, Röntgen- und Infrarotaufnahmen) ihre Fürsprecher. Der "ultimo stile" scheint tatsächlich vom "divino artista" so gewollt worden zu sein und ist Ergebnis langwieriger Versuche seinerseits. Dieser Stil variiert auch je nach Inhalt: er ist voller lebendiger Sinnlichkeit bei erotisch-poetischen Themen und erreicht spirituelle Ausdruckskraft bei seiner Auseinandersetzung mit Alter, Leid und Tod. Persönlich begegnen wir dem Meister u.a. in zwei Selbstbildnissen: einmal ist es der wohlhabende, hochdekorierte Intellektuelle seiner Zeit, das andere Mal der alte Mann, der durch seine Kunst (Pinsel) zu höchsten Ehren (Goldkette) gekommen ist. Für dieses Bild reichten vier Farben: Weiß, Schwarz, Rot und Braun. Ergänzend sind 15 Druckversionen der Gemälde aus der Albertina und Büsten von Zeitgenossen zu sehen. Die Bilder werden auch kompositorisch in einen Kontext gestellt - etwa mit Varianten des Meisters oder mit Rubens, der "Versionen nach Tizian" ausführte. Anschließend ist die Ausstellung zu sehen in in Venedig, Galleria dell`Accademia, 1.2.-21.4.2008. Hinweis: Wem das noch zu wenig Tizian ist, der hat bis 6.1.2008 Gelegenheit den Spuren des Meisters und seiner Werkstatt bei einer "Konkurrenzveranstaltung" in Belluno, Pieve di Cadore und Umgebung ("Titian`s Country") nachzugehen.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Der späte Tizian und die Sinnlichkeit der Malerei
12.09.2007 - 06.01.2008

Kunsthistorisches Museum
1010 Wien, Burgring 5
Tel: +43 1 525 24 0
Email: info@khm.at
http://www.khm.at
Öffnungszeiten: Di-So 9.00-18.00


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