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Robin Rhode. Walk off: Asphaltträume

Always on the road. Selbst wenn er mittlerweile auch in musealen Räumen auftritt, so kommt doch die primäre Inspirationsquelle für Robin Rhode immer wieder mit ins Spiel: die Straße, und mit ihr ein ständig sich in Bewegung befindlicher, ungeschützter Kosmos. Sowohl bei dem hastig an die Wand gepinselten, nur schemenhaften Auto, in das er anschließend einzubrechen versucht ("Car Theft", 2003), als auch bei der Fotoserie "Juggla" (2007), die sich der Muybridge-geschulten Sequenzialität bedient, um die Illusion eines Jonglierspiels mit gemalten Bällen zu erzielen, sind es abstrakt bleibende, dabei dennoch von subkulturellem Flair geprägte Raumsituationen, die der 1976 geborene, in Johannesburg aufgewachsene Rhode mit zarter Magie erfüllt, indem er mit noch so profanen Eingriffen eine zauberhaft imaginäre Dimension eröffnet. Als Ursprung dieser Vorgehensweise führt Robin Rhode gerne ein (selbst erlebtes) schulisches Initiationsritual an, im Zuge dessen die Jüngeren der Zöglinge gezwungen wurden, mit aufgezeichneten Gegenständen zu interagieren; diesen Aspekt des Aggressiven weiß Rhode in seinen Arbeiten allerdings derart zu sublimieren, dass es im Resultat jene Imaginationskraft ist, die im Vordergrund steht. Er experimentiert dafür mit den verschiedensten Medien und versteht deren jeweilige Spezifik spielerisch auszuloten. Zuletzt wandte er sich verstärkt dem Gegenständlichen zu, wobei das jeweilige Material selbst von Bedeutung ist: ein goldener Spaten, ein Fahrrad aus grüner Seife oder aus Bierkisten emporwachsende, floral anmutende Glasflaschen. Während diese plastischen Arbeiten und die eigens für die Münchner Ausstellung konzipierte Performance "Frequency" (2007), die gemeinsam mit einem Tänzer und einer quasi konkreten Musikbegleitung aufgeführt wurde, jedoch weniger überzeugen können, zumal sie entweder wie eine bloße formale Spielerei oder aber allzu bemüht verklausuliert erscheinen, so ziehen Rhodes fotografischen Serien und Animationsfilme ganz unmittelbar und mit einer Fröhlichkeit und Lust am offensichtlichen Zaubertrick das Publikum in ihren Bann. "Horse" (2002) zeigt eine mit Kreide auf den Asphalt gemalte Wippschaukel, auf der sich ein paar vergnügte Kinder in die Lüfte schwingen (in Wahrheit liegen sie verschieden arrangiert auf dem Boden, sie wurden also vogelperspektivisch fotografiert), die Spuren der variierenden Zeichnung bleiben dabei sichtbar, wie man es von Kentridge kennt; bei "Harvest" (2005) scheint Rhode wunderbar stimmungsvoll Lichter zu säen (tatsächlich handelt es sich um weiße gesprayte Punkte auf einer schwarzen Wand). In beiden Fällen kreieren nicht bloß die ebenso einfachen wie starken Sujets eine traumgleiche, entrückte Wirkung, sondern die verfremdeten Raumkonstellationen sowie die langsame Überblendung der einzelnen Bilder und die damit einhergehende zeitliche Verzögerung verstärken diesen Effekt, diese Chiffren wesentlich. Und diese tagträumerische Qualität - ob es sich nun um den Reiz alltäglicher Kleinigkeiten oder auch um durchaus kritisch-reflexives Potenzial bergende Allusionen handelt - ist es schließlich, die Robin Rhodes Arbeiten auch abseits einer allzu einseitigen Vereinnahmung hinsichtlich seiner Herkunft Bedeutung zu sichern vermag.
Mehr Texte von Naoko Kaltschmidt

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Robin Rhode. Walk off
16.09.2007 - 06.01.2008

Haus der Kunst München
80538 München, Prinzregentenstrasse 1
Tel: +49 (0)89 21127-113, Fax: +49 (0)89 21127-157
Email: mail@hausderkunst.de
http://www.hausderkunst.de/
Öffnungszeiten: Mo – So 10.00 – 20.00, Do 10.00 – 22.00


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