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Richard Avedon. Photographs 1946-2004: Mode als Modus

Nastassja Kinski räkelt sich unbekleidet auf dem Boden und eine Riesenschlange züngelt ihr ins Ohr - eine regelrechte Ikone, die Richard Avedon den Achtzigerjahren bescherte und zugleich ein außergewöhnliches wie typisches Werk dieses Grandseigneurs. Einerseits handelt es sich hierbei um eine Farbaufnahme, obgleich Avedon zumeist in Schwarzweiß (mit der markanten schwarzen, fast schon ornamentalen Negativrahmung) fotografierte, andererseits demonstriert dieses auflagenstarke Plakatmotiv jene `stille Theatralität`, geschaffen von einem Bildregisseur, der sowohl die Intensität der Improvisation zulässt als auch ganz spezielle, überaus originelle Einfälle umzusetzen weiß, um dabei aber nie das Eigentliche, den Menschen aus dem Blick zu verlieren. Seinem vielseitigen Œuvre wird derzeit im dänischen Humlebæk mit einer umfassenden Retrospektive gehuldigt, der das Verbindende, die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Werkkomplexe zu veranschaulichen gelungen ist: Von frühen Straßenfotografien aus den 1940er Jahren über Inkunabeln der Mode- und Zeitschriftenillustration wie etwa "Dovima with Elephants" (1955) hin zu Porträts von Berühmtheiten und ebenso völlig unprominenten Menschen ("In the American West", 1980-85) ist hier ein erfreulich weiter Bogen gespannt, der Avedons Werk gerecht zu werden sucht. Auch Bilder vom Berliner Mauerfall, die mehr an Impressionen als an historischer Faktizität interessiert sind, wurden berücksichtigt. Es geht ihm letztlich immer um "Portraiture as Performance", wie er es selbst formuliert, um den Prozess der Momentaufnahme, die trotz oder gerade wegen der radikalen Reduktion des Hintergrunds auf eine monochrome Fläche entscheidende Charakteristika offenzulegen vermag. Ob es sich nun um einen mit der Kamera kokettierenden Francis Bacon, eine sich gerade zum Gruppenbild formierende Altdamenarmada ("The Generals of the Daughters of the American Revolution", 1963), die der Fotograf nicht gerade in ein schmeichelhaftes Licht setzt, oder um Avedon selbst handelt, der flugs zu Twiggy ins Bild springt, im Fokus steht immer die Selbststilisierung, wobei seine favorisierte Facette herauszustreichen Avedon freilich virtuos imstande ist. Im väterlichen Bekleidungsgeschäft lernt er früh die Magie der Moderituale kennen, bei den Marines fertigt der in New York geborene Avedon (1923-2004) zwei Jahre lang Porträts seiner Kameraden an, um schließlich bei den großen renommierten Modemagazinen zu landen: Harper`s Bazar, Life, Vogue. Indem er das Erbe von Martin Munkacsi antritt, versetzt er die weitgehend starre Bildproduktion in neue, von befreiter Vitalität strotzende Bewegung. Die Wichtigkeit des inszenatorischen Moments betont Avedon selbst mit einer autobiografischen Anekdote von den `geborgten Hunden` für die Familienalben seiner Kindheit. "Fashion is ways of seeing, ways of showing" - Poul Erik Tøjner findet im Katalog eine prägnante Formel für den kanonischen Bilderkosmos dieses großen Philanthropen der Fotografie.
Mehr Texte von Naoko Kaltschmidt

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Richard Avedon. Photographs 1946-2004
24.08.2007 - 13.01.2008

Louisiana Museum for Moderne Kunst
3050 Humlebaek, Gl. Strandvej 13
Email: info@louisiana.dk
http://www.louisiana.dk/
Öffnungszeiten: tägl. 10-17, Mi 10-22 h


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