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source fragments, empty units - Flora Watzal, Dariusz Kowalski: Fragmente der Dauer

Der Ausstellungsraum dreizehnzwei in der Lambrechtgasse in Wien zeigt derzeit zwei medienkritische Arbeiten, der Künstler Flora Watzal und Dariusz Kowalski. Beide setzen sich mit zeitgerierenden Bildflüssen in Video und Standbildern auseinander. Die Absolventin der Schlegel Klasse, Flora Watzal, präsentiert auf zwei Bildschirmen entleerte Bilder der Fernsehformate "Zeit im Bild" und "tagesschau" des ARD. In beiden Arbeiten sind Studioräume ohne SprecherInnen, der leere Tisch und der verwaiste Sessel zu sehen. Die Lettern und Schriftzüge der Einblendungen wurden eliminiert sodass nur die leeren Inserts aufscheinen. Weiters tauchen graue den gesamten Bildschirm einnehmende Flächen auf, die mit einem Signalton angekündigt werden. Dabei handelt es sich um die eingeschnittenen Live–Berichterstattungen von Krisenschauplätzen der Welt. Der Rezipient steht somit einer Abfolge von entleerten Flächen und Räumen gegenüber. Watzal verdeutlicht mit diesem analytischen Verfahren nicht nur den inneren Rhythmus von Nachrichtensendungen und ihre Reihungen nach Wertigkeiten sondern sie offenbart auch wie sehr Nachrichtensendungen Aufmerksamkeiten ökonomisieren indem sie Beiträge strukturieren und in ein Format zwängen. Somit ist die chronologische Abfolge eines Formats stilbildend für die Betrachtung von "Nachrichten". Der Betrachter unterliegt somit einer zeitlichen Strukturierung und erfährt so etwas wie Dauer, salopp gesagt ein "Fluß von Zeit". Eine Dauer ganz anderer Art vermittelt die filmische Installation des in Wien lebenden polnischen Künstlers Dariusz Kowalski. Auch hier handelt es sich um vorgefundenes Material wie bei Watzal, verwendet doch Kowalski Bilder aus versteckten Überwachungskameras von öffentlichen Orten. Diese werden von Hackern ins Netz gestellt und ihre Herkunft ist nicht ermittelbar. Es handelt sich also auch hier um found footage Materialien, deren Anonymität etwas Geisterhaftes anhaftet. Kowalski unterlegt diese "Bilder der Ferne" (D.K.) einer gewissen Narration hervorgerufen durch das Abspielen einer Stimme mittels eines alten Kassettenrecorder. Es sind tagebuchartige Aufzeichnungen eines Freundes, die aber nicht verständlich sind. Während Watzal Bildformate- und inhalte in ihrer Arbeit zerlegt setzt Kowalski eine unzusammenhängende Bilderfolge zu einem 17 Minuten dauernden Film zusammen. Er generiert Inhalte und vermittelt anhand von Sprache/Ton und Bild eine lineare Chronologie die aber keinen Höhepunkte kennt und auch letztlich keinen Sinn ergibt. Vielmehr handelt es sich um einen rhythmisch kontinuierlichen Zeitstrom von Standbildern denen etwas monotones anhaftet. Beiden Arbeiten gemeinsam ist die Auseinandersetzung mit Zeitflüssen anhand von medial präsenten Bildern. Watzal tut dies in einer humorvollen Art und Weise während Kowalski düstere postapokalyptische Bildwelten schafft.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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source fragments, empty units - Flora Watzal, Dariusz Kowalski
17.11 - 07.12.2007

Dreizehnzwei
1040 Wien, Lambrechtgasse 13/2
Öffnungszeiten: Di, Do, Fr: 16:00 - 19:00 Uhr; Sa: 16:00 - 19:00 Uhr


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