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Matt Mullican: Module der Selbstwahrnehmung

Die Galerie Georg Kargl erweist sich stets als künstlerisches Experimentierfeld, das eine ausgeklügelte Wahrnehmung von Raum und ein damit verbundenes spatiales künstlerisches Denkvermögen einfordert. Der modulare Ansatz einer Raumaufteilung gelingt auch Matt Mullican in seiner zweiten Einzelausstellung, in der er die Arbeiten durch eine sukzessive Erweiterung in den einzelnen Räumen zu einer künstlerischen Narrationskette verdichtet. Ziegelmauern in unterschiedlichen Farbanstrichen unterteilen das Raumgefüge in ein Ordnungssystem, das Mullican vom Prozess des Alltäglichen - visualisiert durch Zinnabgüsse von kleinteiligen Elementen im Eingangsbereich zur Straße - bis zum letzten Raum und seiner kosmologischen Farbwirksamkeit unterschiedlich farbiger Bodenblätter thematisiert. Die einzelnen Sphären und Weltanschauungsmodelle, die einer künstlerisch entwickelten Farbenlehre zugrunde liegen, kombiniert Mullican gekonnt in den unterschiedlichen Raumsegmenten, in denen immer wieder Videos mit Piktogrammen und Icons auftauchen, die durch ihren Bewegungsablauf die thematische Raumzuordnung untermauern. Mit diesem Konzept der Symbolhaftigkeit und farblichen Zuordnung kosmologischer Strukturen schafft Mullican ein Universum, wie es seit den 1960er Jahren zahlreiche KünstlerInnen vermitteln, in unmittelbarer geografischer Nähe etwa der in Bratislava lebende Stano Filko. Ebenso wie Mullican von Raum zu Raum mit neuen Teilen aus seinem Werk aufwartet, überrascht die Georg Kargl Box mit einem weiteren New Yorker aber in Mitteleuropa kaum bekannten Künstler. Der sich als Künstlerpersönlichkeit stilisierende Carter verweist bereits in seinen Namen auf die Konstruktion von Identität(en), die spätestens seit den 1990er Jahren über eine hetero- oder homosexuelle Matrix hinaus firmiert. Letzteres verdeutlichen die Collagen, in denen Abbilder menschlicher Physiognomien mit unterschiedlichen Versatzstücken verschmelzen und Momente der Individualisierung als auch der Uniformität transportiert werden. Als Hommage an den einstigen Schaufensterdekorateur Warhol kann auch die Auslage gelesen werden, in der zwei Männerbüsten mit leicht differenzierten Haarteilen Momente einer gesellschaftlichen Anpassung aber auch der notwendigen individuellen Andersheit symbolisieren.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Matt Mullican
09.11.2007 - 05.01.2008

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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