Werbung
,

David Shrigley - Everything Must Have A Name: hopefully easy to digest

David Shrigley neigt zur legeren Tiefstapelei; genauso könnte es aber auch einfach Koketterie sein, wenn er zum Beispiel behauptet, nicht wirklich talentiert zu sein, sowohl was das Zeichnen als auch das Schreiben anbelangt. Bekannt ist der 1968 geborene Brite mit Wohnsitz in Glasgow vor allem für seine oft absurd anmutenden Cartoons, die seit Mitte der 90er Jahre in Galerien und Museen gezeigt und seit zwei Jahren auch im Guardian veröffentlicht werden. Die äußert inhomogene Schau in Malmö vereint nun diverse Werkgruppen aus der Frühzeit bis zu ganz aktuellen Arbeiten, die teils erst vor Ort entstanden. In den über 20 mitunter wie Kabinette wirkenden Kompartimenten sind nicht nur die rotzig daherkommenden Zeichnungen zu finden, sondern ebenso eine gewisse Kunstfertigkeit sehr wohl illustrierende Druckgrafiken (die vergleichsweise zahm wirken und außerdem den bösen Vorwurf der Marktanbiederung näher rücken), des weiteren Fanartikelartiges sowie verschiedenste, wohl unter dem Begriff Skulptur/Plastik zu subsumierende Objekte. Da wären etwa unkonventionell arrangierte Tierpräparate, dubiose, mit amorphen Füllungen bedachte Camping-Utensilien oder ein ganzer Raum übersät mit aus einfachen Eisenstäben gefertigte, kopulierende Insektenpärchen. Adrian Searles doch recht elegante Beschreibung des Shrigleyschen Schaffen - erschienen übrigens in oben genannter Tageszeitung - lautet: "His art manages to be both clever and moronic, relentlessly stupid and occasionally profound". Während die erwähnten Werkkomplexe also eher Ratlosigkeit evozieren, manchmal aber auch einfach skurril-witzig dem Amusement dienen können, so sind die Animationsfilme und Fotografien weitaus überzeugender, wenngleich sie ebenfalls in Nachfolge der "slacker art" zu sehen sind, wie Searle konstatiert: Amateurhaftigkeit, schnell Skizziertes, bisweilen kindliches Gekritzel als Stilmittel für die Darstellung alltäglicher Absurditäten, (durchaus auch den Kunstbetrieb) karikierende Bildeinfälle, mit starkem Hang zum Morbiden, nicht selten befremdlich, verstörend, jedoch immer wohldosiert. Sei es das fotografische Dokumentieren von Beschriftungen im öffentlichen Raum wie die mitten auf einer Wiese angebrachte Aufforderung "Imagine The Green Is Red" (1997), sei es das Musikvideo zu "Good Song" von Blur (2003) oder der wohl bekannteste animierte Kurzfilm Shrigleys "Who Am I and What I Want" (2005), es sind die meist kruden Bewegungsabläufe von oft entzückend niedlichen Geschöpfen, deren Kindertauglichkeit aber jäh gebrochen wird durch perfide und brutale Eingriffe in die lose dahinplätschernde Handlung: Ein gefühlstaumelndes Eichhörnchen beißt versehentlich in den Kopf des Liebsten, ein Cowboy steckt sein Pferd in eine Waschmaschine oder wir lernen die Weltansichten des Soziopathen Pete ("I fear no one but God and confined places") kennen. Die Frage, ob es sich bei solcherlei denn um hohe Kunst handle, dürfte Shrigley jedenfalls nicht aus der Fassung bringen, ist er doch wesentlich in der Populärkultur verwurzelt, wo wohl auch der Großteil seiner begeisterten Anhängerschaft beheimatet sein wird. Bei der häufig jeden Sinn für Humor, jede Ironie vermissen lassenden Kunstproduktion bietet er in jedem Fall eine durchaus erträgliche Leichtigkeit.
Mehr Texte von Naoko Kaltschmidt

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

David Shrigley - Everything Must Have A Name
08.09 - 04.11.2007

Malmö Konsthall
200 10 Malmö, St Johannesgatan
Tel: +46 40-34 12 86, Fax: +46 40-30 15 07
Email: info.konsthall(at)malmo.se
http://www.konsthall.malmo.se/
Öffnungszeiten: tägl 11-17, Mi 11-21 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: