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Das Uhrwerk tickt in der gemalten Idylle

Bis zum 31. März widmet D Antiquitäten der qualitätsvollen Zweck-Kombination aus Bild und Uhr eine Verkaufsausstellung. Im frühen 19. Jahrhundert hatten sich auf diesem Kunst und Handwerk verschmelzenden Spezialgebiet zwei Hauptströmungen gebildet, aus denen qualitativ sehr unterschiedliche Arbeiten hervorgin-gen. In Frankreich malte man so ausschließlich auf Leinwand - für das Ziffernblatt wurde ein Loch in die Leinwand geschnitten, was die Beständigkeit á la longue minimierte. In Österreich und seinem nahen Umfeld wurden Bilderuhren vor allem zwischen 1800 und 1865 gefertigt. Im klassischen Ochsenaugenrahmen eingebaut, malte man sie im Stile und Genre des Biedermeiers auf Metallplatten. Das Uhr- und/oder Spielwerk verbarg sich hinter der gemalten Idylle. Schon damals kostete ein besonders qualitätsvolles Stück zwei Jahresgehälter eines leitenden Angestellten - heute sind sie bis auf rare Ausnahmen ab 250.000 Schilling (bis zu 800.000) zu haben. Zu den herausragendsten Künstlern zählt C.L. Hofmeister aus Wien. Die Bilderuhren (1820 - 1840) seiner Werkstatt erreichten das angestrebte künstlerische Ideal. Hofmeister malte allerdings nie nach der Natur, sondern entnahm seine Motive verschiedenen Stichvorlagen oder Arbeiten in Öl seiner Künstler-Kollegenschaft. Ein Danhauser Gemälde "Kaiser Franz I. in seinem Arbeitszimmer" diente so als Vorlage für die 1829 entstandene Bilderuhr, aktuell im Angebot von D. Für Angehörige des Hofs wurde diese äußerst beliebte Variante sogar mehrmals ausgeführt, einzig der Blickwinkel und die Wahl der Gegenstände änderten sich. Demgegenüber stehen zeitgenössische Dokumente wie die "Ansicht von Wien": Vor der Wien-Staffage sind Bauarbeiten im Gange. Schlägt man in der Stadtchronik nach stößt man im Jahr 1831 auf eine Baustelle am Wienfluss. Die unkontrolliert in den Fluss mündenden Kanäle aus den Vorstädten hatten entscheidend zur Verbreitung der Cholera beigetragen. Kaiser Franz I. besichtigt hier den Fortgang der Arbeiten zum Bau des Sammelkanals. Das Urwerk versteckt sich im dahinterliegenden Turm des Stephansdoms.

Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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