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Kunstmesse München 07: Vom Hype in London und Paris unberührt

Nahezu zeitgleich mit den Londoner Messen startete der Kunsthandel vergangene Woche in München durch: Die Zielgruppe an der Isar ist weder mit jener an der Themse (Frieze & Co) noch an der Seine (Fiac) vergleichbar. Schon deshalb kommt man sich in Sachen Besucher und Verkäufen in derlei Parallelität nicht in die Quere. Meißner Albrechtsburg in Amerika Zum Auftakt lud Initator Konrad O. Bernheimer zu den Munich Highlights, der sich nach vier Öffnungstagen (11.-14. Oktober) über deutlich mehr internationale Klientel freute. Die stilsichere Inszenierung der 20 Teilnehmer - acht Münchener Platzhirsche boten der aus anderen Teilen Deutschlands und dem Ausland angereisten Kollegen Quartier - verführte zu mehreren Abschlüssen: Arnoldi-Livie (München) reichte eine in Rötel gezeichnete römische Landschaftsidylle Hans von Marées weiter. Die Vorstudie zu dem in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung befindlichen Ölbild erwarb ein Kunstsinniger aus Paris, der sie dem Louvre stiften möchte. Bei dem auf Kunstkammerobjekte spezialisierten Georg Laue schlug ein Sammler aus Texas zu, er erwarb eine bedeutende Camera obscura - das Vergleichsexemplar zu dem um 1800 entstandenen Instrument befindet sich im Corning Museum in den USA. Dorthin wird aller Voraussicht nach auch Johann Anton Castells Ansicht der Albrechtsburg in Meißen abwandern, ein amerikanisches Museum reservierte das Mitte des 19. Jahrhunderts ausgeführte Ölbild bei Katrin Bellinger. Bei Daxer & Marshall blieb Tina Blaus Venezianisches Gässchen - zu Ostern verzierte dieses Giese & Schweiger im Rahmen der Residenz Messe für Kunst und Antiquitäten mit einem roten Punkt - allerdings unverkauft. Auf gute Resonanz stieß das Angebot der Sektion Klassische Moderne sowie Gegenwartskunst: Blanca Bernheimer verkaufte 15 von 20 Arbeiten der britischen Fotokünstlerin Veronica Bailey. Daniel Blau - bei ihm stand eine Auswahl an Gemälden und Zeichnungen A.R. Pencks aus den 60er und 70er Jahren im Angebot - fand für ein Hauptwerk (Standart mit aufgehendem Mond, 1969) einen Abnehmer. Kunstmesse München vor Neukonzeption? Samstags Vormittag begann dann der Pilgerzug Richtung des Messegeländes München Riem: Zum 52. Mal eröffnete hier die traditionelle Kunstmesse München (13.-21. Oktober), die vor allem mit der Angebotsbandbreite punkten will. Hinter den Kulissen brodelt es hier gewaltig, die abgewanderte und mit den Munich-Highlights erfolgreiche TEFAF-Gruppe ist dem Messemacher ein Dorn im Auge, da nützen auch amikale Dementis nix. Statt den nahezu zeitgleichen Start schon im Sinne des Publikums zu nutzen, haben sich die Fronten verhärtet. Während Bernheimer laut über eine Vergrößerung nachdenkt, scheint Peter Henrichs Zeit - zumindest wenn man Gerüchten glauben schenkt - mit einem Ablaufdatum versehen. Eine neue Messe-Konzeption steht im Raum. Laut "Handelsblatt" könnten bereits am 26. November Abgänge von Kommanditisten eine Veränderung herbeiführen. Schlicht deshalb, weil 15 von ihnen ihr Kapital aus der 1998 gegründeten Messe Gesellschaft abziehen könnten. Von derlei Mutmaßungen und Querelen unbeeindruckt startete die Kunstmesse viel versprechend. Nach wenigen Stunden vermeldete Thomas Salis (Salzburg / St. Moritz) die Reservierung für die Winterlandschaft Gerhard Richters und den Verkauf des 32.000 Euro teuren Antoni Tàpies, der in eine spanische Sammlung wechselte. Senger (Bamberg) - schon bald wird er seine Ware in den Räumlichkeiten der Wiener Hofburg ausbreiten (3.-11. November) - trennte sich am ersten Wochenende von einem Hausaltar aus dem 16. Jahrhundert. Patrick Kovacs (Wien) punktete mit Josef Hoffmann, ein Schreibtisch wechselte nach Paris, für die Esszimmergarnitur aus dem Nachlass der Soubrette Mimi Marlow machte sich bei 48.000 Euro ebenso ein Münchner Käufer stark wie für seine Sitzmaschine. Modern07 für den Heißhunger Kurz vor dem Ende des Traditionsevents will in der bayrischen Metropole auch der Heißhunger auf Zeitgenössisches gestillt werden. Zum dritten Mal verwandelt "modern07" (19. bis 23. Oktober) die Räumlichkeiten der Münchner Residenz in eine Plattform für zeitgenössische Kunst. Aktuell versammeln 27 Teilnehmern in den Kategorien Galerien und Projekte - darunter als einziger Österreicher Ernst Hilger -47 über Galerien und 30 über Projekte vertretene Künstlern. Zuletzt stieß der Mix aus Kunstmesse, Galeriegeschäft sowie museale Präsentation und Performance zuletzt auf stattliche Resonanz.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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Kunstmesse München 07
13 - 21.10.2007

Neue Messe München
81823 München,
http://www.kunstmessemuenchen.de/


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