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Lösung und Ablösung

"Es geht nicht darum, dass der wichtigste Künstler Präsident ist. Der Präsident muss offen sein, ohne Vorurteile, ohne Cliquen, ohne Galerien im Hintergrund." Adolf Krischanitz gab diese Sätze im März 1995 zu Protokoll, als es galt, der Secession eine neue Führung zu geben, die dann Ende Mai mit Werner Würtinger an der Spitze auch bestimmt worden war. Heute befindet sich das renommierte Haus wieder im Vorwahlkampf, an diesem Montag um zehn Uhr am Vormittag endet die Anmeldefrist für die Kandidaten, und am 3. Dezember soll dann jemand gewählt sein, der den Karren aus dem in den letzten eineinhalb Jahren angefallenen Morast zieht. Wie es aussieht, ließe sich jemand finden, der offen ist, ohne Vorurteile, ohne Cliquen und schon überhaupt ohne Galerien im Hintergrund. So, wie Krischanitz es seinerzeit wollte, und die Person, die sich zur Präsidentenwahl stellt, markiert überhaupt den Brückenschlag zur erfolgreichen Zeit in den Neunzigern. Architekt wie Krischanitz, Hochschulprofessor wie er, doch anders als bei Krischanitz, der von jeher in Berlin lehrte, könnte es bei András Pálffy ein Tätigkeitsfeld der kurzen Wege sein. Das Büro, das er mit Christian Jabornegg führt, liegt in der Wiedner Hauptstraße, die Abteilung der TU, an der er unterrichtet, bei der Karlskirche, und dorthin, wo die Secession liegt, sind es noch einmal fünf Minuten zu Fuss (ausserdem, für speziell Ortskundige: zum Café Anzengruber ist es genauso weit). Wer derart den Raum organisiert, nimmt es womöglich auch auf mit den Divergenzen und Differenzen einer Künstlervereinigung. Pálffy also, Jahrgang 1954. Mit ihm im Boot sitzen Josef Dabernig, Ines Doujak, Hans Schabus, Margherita Spiluttini, Esther Stocker und Christina Zurfluh. Als Gruppe stehen sie zur Disposition, und Pálffy gibt den Primus inter Pares. Der Verfasser dieser Zeilen ist korrespondierendes Mitglied der Secession. Als solches darf er leider nicht wählen. In einer Situation, da unschwer zu verstehen ist, wie bei Hauptsponsor und Freundeskreis die Laune ins Bodenlose geht, bedarf es jedenfalls ganz schnell einer Figur, die in vielerlei Hinsicht einen guten Namen hat. Einer Figur, die nicht die Secession braucht für die eigene Karriere, sondern umgekehrt durch ihre Reputation helfen kann, einen Ruf wieder aufzupolieren. Nachdem sich Generali und Bawag gerade gegenseitig zu Grabe tragen, kommt der Secession, ob verdient oder nicht, in der kommenden Zeit wieder stärkere Bedeutung zu. Das nächste Jahr könnte ein gutes werden für die Secession.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
Lösung und Ablösung
Brigitte Huck | 09.10.2007 08:27 | antworten
Light at the end of the tunnel !Ein weiteres - leider nicht stimmberechtigtes - korrespondierendes Mitglied der Secession hat wieder Hoffnung !
Armes nicht stimmberechtigtes Mitglied
Heinz Wegner | 10.10.2007 09:30 | antworten
Nicht böse sein, aber hier hammas mit einer wirklich konservativen Gruppe zu tun, die ja wirklich den vollen Betrieb hinter sich hat, - von wegen keine Galerien, sind ja auch alle so gaaaanz lieb, passt auch alles in den kleinen fraktionsbewussten österreichischen mief... höchstens geld kann man mit der gruppe machen (na was denn sonst?) schritt vorwärts wird keinen geben - vermutlich auch keinen zurück. ruhe eben...

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