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Die Satelliten des Art Forum Berlin: Das Beste kommt zuerst

Die Preview in Berlin ist terminlich genau das. Bereits am 27. September mittags öffnete der Youngster unter den Satellitenmessen des Art Forums seine Pforten. Der Macher Kristian Jarmuschek hat mit dem Hangar 2 des alten Flughafens Tempelhof eine spekatkuläre Location gefunden, die nicht nur an sich schon Charme versprüht. Die Messearchitektur selbst ist auch deutlich besser auf mancher großen Messe (Wandhöhe 3,50 m). Einige Galerien sind dem ungewohnten Format allerdings nicht gewachsen; mancher Stand wirkt halbleer und uninspiriert. Die Berliner Kuttner & Siebert sind da phantasievoller. Sie machen aus ihrer Koje jeweils One Man-Shows, indem sie vorher an eine Wand passend Schrauben angebracht haben und im Handumdrehen umhängen. Viele junge internationale zeigen ein anspruchsvolles Programm, etwa Arne Linde aus Leipzig, Marion Scharmann aus Köln, Römerapotheke aus Zürich oder Priska C. Juschka aus New York. Dass Kunst auch lustig sein kann, zeigen die Curators without Borders mit Sitz in Berlin. Bei ihnen ist ein angemessen unkorrektes Video des Australiers Danius Kesminas zu sehen, in dem eine sich im Pool räkelnde Tracey Emin zur Melodie von "Roxanne" mit der Meinung des Künstlers über ihre Kunst wie über ihre Person konfrontiert wird. Der Beliner Kunsstalon in der ehemaligen Zentralwerkstatt der BVG ist eine echte Mitmachmesse, die echtes Off-Flair versprüht, allerdings kaum echte Entdeckungen bietet. Zu krude ist Angebot, zuviel Selbstgemachtes provoziert den Sinn für Humor. Die Sandwiches und Salate sind allerdings preiswert und lecker. Als letzte Begleitmesse eröffnete am Samstag die Berliner Liste. Ursprünglich als erste Begleitmesse gestartet, bietet sie mittlerweile ein ziemlich trauriges Bild. Nur eine gute Handvoll Galerien kann mit einem ernstzunehmenden Programm aufwarten. Das Profil der Liste hatte Brice Fauché von der Galerie Sollertis aus Toulouse offensichtlich fehleingeschätzt. Nach acht Jahren erstmals nicht zum Art Forum zugelassen, hatte er sich beworben, ohne die Veranstaltung selbst je besucht zu haben. Sichtlich konsterniert stand er zur Vernissage vor seiner aufwendig bespielten Koje und stellte fest: "I am very surprised. This is not an international art fair." Die große Installation "From Russia with fun" von Damien Aspe, die das legendäre – von einem Russen programmierte – Computerspiel Tetris in Skulptur übersetzt, dürfte mit 35.000 Euro das teuerste Werk der Messe sein. Werner Klein aus Köln nimmt zum ersten Mal dieses Jahr überhaupt an Messen teil, obwohl seine Galerie schon seit vielen Jahren besteht. Seine Sammler bringt er daher selbst mit. Das muss er auch denn seine Künstler wie Raimund Gierke dürften hier von den Kunden der anderen Aussteller profitieren können. Größere Chancen dürften Galeristen wie Peter Tedden aus Düsseldorf und Andreas Greulich haben, deren junge Künstler wie Wilhelm Neußer und Hans-Peter Stark figurative Malerei auf hohem Niveau bieten. Als selbständige Messe dürfte die Liste ihre besten Zeiten bereits hinter sich haben und tatsächlich nur noch als Sprungbrett geeignet sein. www.previewberlin.de bis 1.10.2007 www.berliner-liste.org bis 3.10.2007 www.berlinerkunstsalon.de bis 2.10.2007
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Die Satelliten des Art Forum Berlin
27.09 - 03.10.2007

Preview, Liste, Berliner Kunstsalon
Berlin,


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