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Global Fusion 2002: Austria und Australia

Wer kennt ihn nicht, den Jet-Set-Small-Talk von der Vergleichbarkeit irgendwelcher weltweit gelegener urbaner Zentren? Da befinden Sie sich etwa im Anflug auf Wien, und der Amerikaner neben Ihnen erklärt wortreich, dass seine Heimatstadt Saint Louis so ähnlich sei wie Salzburg, während Wien doch viel eher wie Los Angeles wäre, wogegen New York an Prag erinnere. Wenn Sie bisher schon nicht wussten, wofür Globalität gut ist, spätestens jetzt haben Sie es vollends vergessen. Im Katalog zu "Global Fusion", der höchst idyllisch im perfekten Manierismus des Palais Porcia gelegenen Ausstellung, erklären sie einem wiederum, dass Wien wie Melbourne sei. Das ist höchst global fusioniert, denn es macht aus der Not der Verwechslung von Austria und Australia so etwas wie eine Tugend. Und weil man schon dabei ist, wird Osteuropa auf die gleiche Weise Österreich zugeschlagen wie Südostasien dem Land der Känguruhs. Aus diesen Weltgegenden rekrutieren sich sodann die Künstler. Das bringt mit sich, dass man sie meistens nicht kennt und angesichts von einer einzigen Arbeit wenig dazu sagen kann. Zu Ula Schneider kann man zumindest sagen, dass sie in Wien lebt und eine Metallplastik aufgestellt hat, die den Verzweiflungsgestus von Ossip Zadkines antifaschistischem Mahnmal der "Zerstörten Stadt" wiederholt, jedoch das Motiv der expressiv gen Himmel gestemmten Arme dadurch ins arg Irdische zieht, dass ein Wollgarn in den klammen Händen zu liegen gekommen ist. Titel der Chose: "Softie". Damit kann Unsereiner etwas anfangen, weil es erstens nicht gut, sondern ziemlich böse gemeint ist, weil es zweitens genug zu tun hat, mit der abendländischen Tradition zurechtzukommen, es entsprechend drittens nicht die ganze Welt umfangen will und weil es schließlich viertens unter all den versammelten Notaten und Familienfotos so etwas wie Spezifität und Identifizierbarkeit garantiert. Derlei Unverkennbarkeiten herzustellen ist angesichts von fast vierzig Positionen das Klügste, was man künstlerisch tun kann. Unverkennbarkeit wiederum ist das Gegenteil jener Entdifferenzierung, die sich mit Globalität verbindet. Es hilft nichts: Die Sache mit der weltweiten Einheit des Menschengeschlechts, sie mag einfach nicht zu den Bildern passen, die Kunst sein wollen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Global Fusion 2002
22.02 - 26.04.2002

Kunstraum Palais Porcia
1010 Wien, Herrengasse 23
Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 10.00 bis 15.00 Uhr


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
schlecht oder banal?
kitty | 20.04.2002 03:41 | antworten
warum überhaaupt ula schneider erwähnen, wenn überhaupt erwähnenswert, dann weil diese eigentlich nette frau keine künstlerin ist, sonern glaubt eine zu sein und das was produktivweise rauskommt, ist ganz einfach schlecht oder banal, obwohl banal schon zu positiv ist.

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