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Die blaue Blume: Zur Konfiguration modernistischer Utopien

Unter der Leitung von Soeren Grammel erfährt der Grazer Kunstverein eine Neuaufwertung von Fragestellungen zu räumlichen Konfigurationen und ihren Wechselwirkungen im Feld der Kunst, deren Ursprung in modernistischen Denkstrategien zu Beginn des vorigen Jahrhunderts anzusiedeln ist. Für seine aktuelle Ausstellung Die Blaue Blume, die an ein Gedicht von Novalis und seinem utopischen Potenzial angelehnt ist, verwendet Grammel eine Arbeit von Bauhaus Mitglied Anni Albers als Ausgangspunkt. Ursprünglich als Wandteppich konzipiert, befindet sich diese größenmäßig etwas veränderte Arbeit als Rekonstruktion am Boden des Hauptraumes der Ausstellung, die sich wie auch ihre Vorgängerinnen als Parcours räumlicher Zusammenhänge und ihrer kulturellen Einschreibungen definiert. Zur Konstruktion konstruktivistischer Herangehensweisen an Objekte und Plastiken befindet sich im ersten größeren Raum des Kunstvereins ein Stahlband der russisch-polnischen Bildhauerin Katarzyna Kobro, das ebenso wie Albers Wandteppich in den 1920er Jahren entstand und die Ideen des russischen Konstruktivismus mit der des deutschen Bauhaus verbindet. Rund um diese zwei historisch prägnanten Arbeiten kreisen Werke jüngeren Datums, die entweder als direkte Reaktion zu Albers entstanden bzw. bewusst in diesem Kontext ausgewählt wurden, so etwa Hillary Lloyds Diaprojektion von in unterschiedlichen Variationen aneinander gelegten Farbkartonbögen. Der modernistische Diskurs, der in dieser Arbeit - und der Wahl eines vom Verschwinden bedrohten analogen Mediums - geführt wird, verweist genau auf jene Schnittstelle zwischen handwerklicher Fertigung und industrieller Produktion, die bereits zu Bauhauszeiten als ausschlaggebendes Kriterium der Kunst- und Objektgestaltung galt. Diesen Duktus führt auch George Nelsons Sitzbank in ihrem Design von 1947 fort, die raumstiftend vor einem Video von Heidrun Holzfeind und neben der Rekonstruktion von Albers Arbeit platziert ist. Lasse Schmidt Hansen fügt sich in dieses Environment mit weißen, im Raum schwebenden Lamellen ein, die an Fertigteile erinnern, jedoch einzeln angebrachte Elemente eines Mobiles darstellen. Auch die weiteren Arbeiten zeugen von einem komplex vollzogenen kuratorischen Ansatz, der sich aus einer Kontinuität vorangegangener Präsentationen speist.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Die blaue Blume
23.09 - 15.12.2007

Grazer Kunstverein
8010 Graz, Palais Trauttmansdorff, Burggasse 4
Tel: + 43 316 83 41 41, Fax: + 43 316 83 41 42
Email: office@grazerkunstverein.org
https://www.grazerkunstverein.org/
Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-18 h


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