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Original-Formen der berühmten Wiener Bronzen gelangen am 15. Jänner bei Sothebys / Amsterdam zur Versteigerung.

Zur wahren Blüte war die kunstgewerbliche Metallverarbeitung in Wien um die Zeit der Jahrhundertwende gelangt. Erste Formen der später so benannten Wiener Bronzen wurden schon 1840 bekannt. Diese frühen Kleinbronzen waren noch etwas grob und einfacher in der Ausführung. Unter den zahlreichen Unternehmen (1900, 80 Betriebe in Wien) zählte die Firma Bermann zu den bekanntesten und erfolgreichsten. Neue Fertigungsmethoden ermöglichten ein umfangreicheres Produktionsvolumen. In feinster Handarbeit wurden die Güsse dann bemalt und in die ganze Welt verschickt. Durch ihre kleine Größe fanden die Figuren in ganzen Heerscharen Platz in Glasvitrinen. Neben Katzen, Hunden, Indianern und Muselmanen erfreuten sich erotische Bronzen reger Beliebtheit und gehörten zu den heimlichen Schätzen der Wiener Herrenzimmer. Aktuell bietet Sothebys hier unter anderen eine Tänzerin, deren Rock abgenommen werden kann, für geschätzte 460-680 Euro oder eine sich entkleidende Skulptur von Fugere (910-1370 Euro). Aber auch die zahllosen Tierfiguren haben ihre Besonderheit. Einerseits die vermenschlichten Katzen und Frösche, die zechend oder Kartenspielend den imaginären Wirtshaustisch bevölkern; Andererseits die naturgetreuen Vogeldarstellungen. Stundenlang saßen die Entwerfer vor den Vogelkäfigen im zoologischen Garten und formten mit Drahtgeflecht und Wachs oder Plastilin die gewünschte Art. Die gehärtete Rohfassung wurde dann durch Schleifen, Schneiden oder Feilen bearbeitet und dem Ziseleur zur Endausformung übergeben. In mehrere Teile zerlegt wurden dann Abgüsse in Bronze oder Messing hergestellt und zu fertigen Modellen ausgearbeitet. In der Bemalung überboten sich die Künstler schließlich in naturalistischer Perfektion. Jedes Haar, die Augen, die Struktur des Fells, bis in die Schwanzspitzen der winzigen Katzen oder Mäuse wurden mit nahezu unbeschreiblicher Sorgfalt ausgemalt. Für zwei Kampfhähne und ein Küken veranschlagt Sothebys im Konvolut 370-550 Euro. Die Weltwirtschaftskrise des frühen 20. Jahrhunderts sollte für den metallverarbeitenden Kunstgewerbezweig nachhaltige Folgen haben; viele Betriebe wurden geschlossen und noch mehr Originalmodelle eingeschmolzen. Schon deshalb hat vorliegendes Angebot Seltenheitswert.
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