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True Romance - Allegorien der Liebe von der Renaissance bis heute: Freund Petrarca

Zu den Wirkungen der Frau Husslein im Wiener Museumsbetrieb gehört die völlige Vulgarisierung der Bestellungspolitik. Seit Schwarz-Blau (oder wie auch immer: Orange) bei der Belvedere-Nachfolge alle Dämme brechen und allein die Parteienräson walten ließ, herrscht die Vorstellung, dass auch die Roten nur noch in aller Ausschließlichkeit ihre Kader bedienen. So konnte es kommen, dass ernsthaft die Runde machte, Gerald Matt könnte von der Ministerin seiner Couleur zum Chef des Kunsthistorischen Museums gemacht werden. Matt indes hat gerade seinen Vertrag als Direktor der Wiener Kunsthalle verlängert. Damit, so hieß es, seien alle Spekulationen bezüglich KHM hinfällig. Jetzt muss also der Kandidat selber schon das Terrain seiner Kompetenzen vermessen. Vielleicht aber sind die Dämme in der Tat völlig planiert, und Matts Dementi war ein Täuschungsmanöver. Bei "True Romance", der jüngsten Ausstellung seines Hauses, hat Matt jedenfalls einen Coup gelandet, und der ist undenkbar ohne die allerbesten Beziehungen zum KHM - seien sie vorauseilend oder seit langem installiert. Es hat also Giorgiones "Laura" vom KHM ins Museumsquartier herübergewechselt, und wie die fragile Tafel mit ihrem poetischen Ineinander von Mädchen, Lorbeer und Dichterkranz vor einer Vitrine prangt, in der der Kölner Kollektionnär und Connaisseur Reiner Speck Teile seiner Petrarca-Zimelien ausbreitet, ist das in der Tat eine eigene Reise wert. Die Ausstellung wird nach Wien auch in München und Kiel zu sehen sein. Der Giorgione natürlich nicht. Eine deutlichere Demonstration dessen, was der Chef eines Ausstellungshauses können muss, ist kaum zu denken. Damit ist auch schon skizziert, was "True Romance" sehenswert macht. Es geht um ein Menschheitsgefühl in ihren diversen, hinlänglich bekannten Facetten von Herz bis Schmerz und Liebe bis Hiebe und darum, wie es sich seit dem 15. Jahrhundert in den Bildern niedergeschlagen hat. Erfahrungsgemäß hat jeder etwas dazu zu sagen, und auch die Künstler, so dass es einen unermesslichen Fundus gibt, was einem diesbezüglich einfällt. Die Ausstellung kann naturgemäß nur einen kleinen Ausschnitt zeigen, hat auch sowieso zu geringere Ressourcen, und so ergibt sich das Problem jeder Themenschau, dass nicht vor Augen steht, was man sich vor Augen stellt, hier in verstärktem Maße. Die Altmeister sind rechte Kleinmeister, und ob es nun die zehnte oder die dreissigste Schau in der Kunsthalle ist, da Nan Goldins Queer-Kumpels von sich reden machen, ist nicht mehr zu zählen. Man zählt also das Fehlende. Wären da nicht Petrarca und Giorgione.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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True Romance - Allegorien der Liebe von der Renaissance bis heute
05.10.2007 - 03.02.2008

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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