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(Markt)Objekt der Woche: "Channel" von Joseph Floch

Aktiv waren (Alois) Wienerroither und (Eberhardt) Kohlbacher bereits vor der offiziellen Eröffnung ihrer Kunsthandlung 1997. Bis dahin fungierte die Studentenwohnung als Refugium, dann bezog man die Räumlichkeiten in der Strauchgasse, unweit des legendären Cafe Central. Angebotsmäßig haben sich die beiden mehrfachen Familienväter auf Meister der Moderne - vor allem die Trias Klimt-Schiele-Kokoschka - spezialisiert, seit kurzem mit Vertretern des deutschen Expressionismus gespickt. Den Rahmen bilden seit jeher ausgesuchte Vertreter zeitgenössischer Kunst. Zum 10jährigen Firmenjubiläum haben sich Wienerroither & Kohlbacher eine Erweiterung ihrer Galerieräumlichkeiten gegönnt. Derzeit laufen die Vorbereitungen der obligaten Herbstausstellung, die stets mit einem akribisch recherchierten Katalog begleitet wird. Vorab werfen wir einen Blick auf einen der Fixstarter der Herbstofferte - Joseph Flochs "Channel" aus dem Jahr 1958, dotiert mit 35.000 Euro. Im Fahrwasser der Abstraktion Mitsamt einer in Motiv, Stil und Farbwahl traditionell orientierten Ausbildung kehrt Josef Floch (1894-1977) Wien Mitte der 20er Jahre den Rücken. Die Destination seiner Wahl: Die französische Metropole, wo er innerhalb weniger Jahre zu einem wesentlichen Vertreter der Pariser Schule avanciert. Anhand von Hafenansichten lässt sich die Position vorliegender Arbeit innerhalb seines Oeuvres stilistisch nachvollziehen. Am Beginn steht die Ansicht eines südlichen Hafens von 1926, das im Wesentlichen von zwei Aspekten geprägt wird: dem über den Bildaufbau ganz offensichtlichen Einfluss Cézannes sowie über die Anpassung der Farbpalette an das "silbrige" Licht Südfrankreichs. Deutlich detailfreudiger als in späteren Arbeiten bestimmen die ineinander verschachtelten Häuser die Bildmitte der Komposition. Nach Flochs Übersiedlung in die USA (1941) gewinnt die Auseinandersetzung mit der Abstraktion an Bedeutung. Die Architektur spielt dabei eine wesentliche Rolle, wie Hafenansichten Mitte der 50er Jahre dokumentieren: in der Serie Docks in Cherbourg bestimmen Vertikale und Horizontale den Aufbau. Die Strenge wird über die Kurven eines Schiffsbuges oder einer Gebäudestruktur entschärft. Das Couleur ist elegant, aber kräftig. In der Hafenansicht "Portofino" (1956) avanciert die Farbe schließlich zu einem eigenständigen, die Architektur nahezu überlagernden Element. "Channel" (1958) markiert den nächsten Schritt auf dem Weg zu weiterer Abstraktion. Er führt über einen deutlichen, die Komposition akzentuierenden Abbau der Palette: nur wenige Zwischentöne, im Prinzip auf Blau, Grün, Schwarz und Weiß reduziert. Die rechts liegende Gebäudegruppe hat die Funktion eines Statisten, ist allenfalls als Accessoire der Natur zu verstehen. Das Zentrum befindet sich nicht am Horizont, wie die Wasserschneisen auf den ersten Blick andeuten mögen. Der Weg ist im wahrsten Sinn des Wortes das Ziel. Das tatsächliche Herz dieses Kunstwerkes ist der in einem perspektivischen Kraftakt festgehaltene "Channel", die Landschaft pure Architektur.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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