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Aica

Das Angenehme, wenn man Kolumnen, wie auch diese artmagazine-Glosse eine darstellt, schreibt, ist, dass man regelmäßig schimpfen darf. Das Unangenehme ist, dass man regelmäßig schimpfen muss. Ein solches Schicksal hat nun auch Markus Mittringer ereilt, der für den Standard nun allwöchentlich sein Kunst-Tagebuch öffnet und Einblick gewährt in das, was ihn schimpfen lässt. Mittringer, das ist der, dem der Salzburger Galerist Nikolaus Ruzicska jüngst im "Servus Austria"-Heft von "frame" bei der Frage "Wer ist für Sie international gesehen Ihr Lieblingskunstkritiker" folgendes Denkmal errichtete: "Eindeutig und unzweifelhaft: Markus Mittringer. Ich kenne niemanden, der so treffend, witzig, facettenreich, kenntnisreich und intelligent formuliert." Seine Antwort so zu drechseln, dass sie unweigerlich auf einen der beiden Herausgeber des Heftes hinsteuert, ist natürlich von edelstem Feinsinn. Doch womöglich ist dem Mann einfach auch vollinhaltlich rechtzugeben. Nun hat Mittringer in seiner letzten Kolumne einen Missstand enthüllt, den der selige Alfred Worm nicht treffender hätte ansprechen können. Es ging darum, dass ein Mitglied der österreichischen Sektion des internationalen Kunstkritikerverbandes Aica - Mittringer nannte keinen Namen, doch das tun wir dafür: es ist der renommierte Kunsthistoriker Thomas Zaunschirm - zur documenta fuhr, zusammen mit dem Freundeskreis der Akademie und um eine Wortspende ansuchte, die Herr Buergel oder Frau Noack der Gruppe quasi als Entree hätten erteilen sollen. Gern, flötete die Chefkuratorin zurück, sie hätte eine knappe halbe Stunde Zeit und würde dafür 1.000 Euro entgegennehmen. Mittringer nun machte das zum Inhalt seiner Kolumne. Der internationale Kunstkritikerverband. Es gibt Länder, da öffnet einem der Aica-Ausweis Türen und Herzen, in Frankreich etwa, das immer sehr etatistisch und damit institutionell funktioniert. Andere, die Österreicher etwa, tun sich schwerer, denn das Zertifikat führt eine Autorität ein, bei der sie nicht wissen, wieviel Opportunismus sie dafür brauchen und wieviel Verachtung. Thomas Zaunschirm ist trotzdem von der deutschen in die österreichische Sektion gegangen. Ruth Noack hat sich, nachdem sie von 2000 bis 2002 immerhin dessen Präsidentin war, vom Verein insgesamt verabschiedet. Mittringer ist erst gar nicht dabei. Jetzt hält der nicht Eingetretene das Fähnchen des Übergetretenen gegen die Ausgetretene hoch. Bei der Biennale 2003 soll es vor dem spanischen Pavillon, den Santiago Sierra für die Landsleute reserviert hatte, zu einer einschlägigen Begegnung mit den Trustees eines weltbekannten Museums gekommen sein. Als man sie nicht reinließ, fiel der wunderbare Satz: "But, we are the Guggenheim. We have free entrance everywhere." In diesem Sinn ist nun nicht unbedingt zu erwarten, dass für die Aica oder die Akademiefreunde der kapitalistische Mechanismus, dass etwas soviel wert ist, wie man dafür kriegt, ausser Kraft gesetzt wird. Auch nicht auf der documenta. Doch vielleicht wird sich das ändern. So rufen wir, liebe Freunde von der Kunstkritik und die es werden wollen, mit Mittringer in die Zukunft: "But we are the Aica. We need free guidance everywhere."
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
auf Kollegen schießen ist ein Spaaß,
Keine Ahnung | 03.07.2007 12:38 | antworten
nur auf mich zu schießen ist ein Schaaß.
verwordakelt und unklar
Salome Pockerl | 05.07.2007 06:01 | antworten
Schön wäre es, wenn sich Herr Metzger klar ausdrücken könnte - die Kunst des Schreibens ist ihm zum Manierismus geronnen und Außenseiter/innen verstehen nix mehr. Deshalb einige bange Fragen: Hat nun Frau Noack die 1000 Euro bekommen oder nicht? Ist Herr Metzger Mitglied der Aica? Und warum? Wie steht es mit seinem freien Eintritt everywhere? Letzte Frage: Was ist der Sinn der Glosse? Allerletzte: Wieviel Euro bekommt der Chefglossist dafür?

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