Stefan Kobel,
Das Porzellan des Thronfolgers
Glück und Glas, wie leicht bricht das! Für Porzellan gilt dasselbe. Allerdings war es im Fall des Paares blau-weißer Baluster-Deckeltöpfe aus dem 18. Jahrhundert, die am 8. Juni bei Lempertz in Köln unter den Hammer kommen (Lot 125), der Vorbesitzer, den das Schicksal traf. Der hieß Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este. Während dieser bekanntlich 1914 das Zeitliche segnete und durch sein Ableben den Ersten Weltkrieg auslöste, überstanden die beiden kniehohen Gefäße die Zeitläufte unbeschadet - bis 1982 im Historischen Museum der Stadt Wien, danach in einer österreichischen Privatsammlung. Jetzt sollen sie für 12.000 Euro versteigert werden, und vielleicht findet sich angesichts der Provenienz ausnahmsweise ein einheimischer Bieter, der für die prominenten Stücke tiefer in die Tasche zu greifen bereit ist als die notorischen asiatischen Sammler und Händler.
Die richtig kapitalen Lose im sechsstelligen Taxenbereich fehlen im knapp 1.200 Lose umfassenden Katalog. Aber der Markt ist ja immer für Überraschingen gut. Spielraum nach oben hat etwa eine traditionelle Landschaft Fu Baoshis im ungewöhnlichen Querformat mit der konservativen Taxe von 40.000 Euro (Lot 213).
Auktion: 8. Juni ab 14 Uhr
Mehr Texte von Stefan Kobel