Stefan Kobel,
Notizen aus der Provinz
Es ist wie mit Stadtkindern, die das erste Mal in ihrem Leben eine Kuh sehen. Nur, dass Stephen Shore bereits erwachsen war, als er sich 1972 aufmachte, die Welt jenseits von Manhattan und der neuenglischen Ostküste zu erkunden. Was er im tiefen Westen mit dem (nicht ganz) unschuldigen Kameraauge entdeckte, war eine bisweilen schäbige und kleinbürgerliche Alltagswelt, die jedoch ihre magischen Momente hatte. Dass sich diese in Shores Fotografien auch dem Betrachter mitteilen, liegt an der genauen Komposition, die sich allerdings nie in den Vordergrund drängt. Vier solcher Aufnahmen aus den Jahren 1974/75 finden sich im Katalog zur Foto-Auktion bei Van Ham in Köln (Lots 347-350/Taxe je 4.500 Euro).
Die Versteigerung umfasst 447 Lose, zumeist Nachkriegsfotografie, mit starken Positionen bei aktueller Kunst. Von Andreas Gursky gibt es mit "Singapore II" einen bizarren Blick in das mit Lampion-Ketten behängte Atrium eines Hochhauses (Lot 135/Taxe 10.000 Euro), von Larry Sultan Ansichten in Spießerwohnzimmer-Kulissen, in denen man erst beim zweiten Hinsehen den Porno-Dreh entdeckt (Lots 376+377/Taxe je 8.000 Euro).
Auktion 254 Photographie, 11. Mai 2007, ab 16 Uhr
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