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Benin - Könige und Rituale - Höfische Kunst aus Nigeria: Benins kulturelles Bronzegedächtnis

Das, was für uns ein Foto ist, nämlich eine Hilfe, um sich an ein meist bedeutendes Ereignis zu erinnern, war für die oberste Führungsschicht des Königreiches Benin (heute Nigeria) der Gelbguss. Wichtige Ereignisse wurden in Bronze gegossen und somit ist auch die Übersetzung für "sich erinnern" ganz nahe mit dem Verfahren verbunden und heißt wortwörtlich "ein Motiv in Bronze gießen". Der Gießvorgang selbst bringt also "Geschichte zum Erstarren". Einen beeindruckenden Einblick in diese Geschichte bringt die jüngste Ausstellung des Völkerkundemuseums in Wien in den neu restaurierten Sonderschauräumen im Hochparterre. Unter dem Titel "Benin - Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria" wurden auf 1.400 qm die mehr als 60 hier vorhandenen Objekte um das Fünffache aus prominenten ausländischen Sammlungen erweitert, so etwa zwei Leoparden aus Nigeria oder ein königliches Korallengewand samt Kopfschmuck und Wedel aus London. Um die Besucher auf das Besondere einzustimmen, was sie hier zu Gesicht bekommen, wurden die Wände im Eingangsbereich dem Königspalast nachempfunden. Bei den Exponaten handelt es sich neben den erwähnten "Erinnerungsstücken" um historische Dokumente sowie um sakrale Gegenstände, alle von höchster kunsthandwerklicher und künstlerischer Qualität. Vier Jahre dauerte Vorbereitung und wissenschaftliche Aufbereitung durch internationale Experten, das schriftliche Ergebnis wurde in einen Katalog "gegossen". Die Leihgaben kommen aus 25 Ländern und stammen hauptsächlich aus dem 14. bis 19. Jahrhundert. Berücksichtigt wurde auch die Rezeption in Deutschland ("Primitivismus") sowie die Entwicklung nach 1897 in Nigeria bis heute. Die Geschichte, die den Kunstwerken widerfuhr, ist eine höchst traurige. So wurden 1897 von den Briten ca. 3.000 Bronze-, Elfenbein- und Holzarbeiten aus dem Königspalast geplündert und Vieles dann an europäische Museen und Sammlungen verkauft. Später gelangten Stücke auch nach den USA und wieder zurück nach Nigeria wie die beiden Leoparden. Dies mag vielleicht mit ein Grund sein, warum die Briten zwar Leihgaben nach Wien schickten, aber für die Wanderausstellung (nach Wien macht sie Station in Paris, Berlin und Chicago) "keinen Platz" zur Verfügung haben. Aber auch das offizielle Österreich fand es nicht der Mühe wert an der Eröffnung der Ausstellung teilzunehmen.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Benin - Könige und Rituale - Höfische Kunst aus Nigeria
09.05 - 03.09.2007

Museum für Völkerkunde
1010 Wien, Neue Hofburg
Tel: 01/534 30-0, Fax:  
Email:  
 
Öffnungszeiten: täglich ausser Di 10.00-16.00 h


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