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300 Jahre Dorotheum

Das ob seiner Entwicklungsgeschichte vom Versatz- und Fragamt zum internationalen Auktionshaus stolze Geburtstagskind versteht sich zu feiern, auch mit entsprechenden Jubiläumsauktionen. Wann genau im 1707 gegründeten Versatz- und Fragamt zu Wien die erste Auktion stattfand ist nicht überliefert. Nach der Unterzeichnung des Gründungspatentes durch Kaiser Joseph I wurde dieser Vorläufer des Dorotheums jedenfalls am 1. April feierlich eröffnet. Damit gilt man fraglos als das älteste Auktionshaus der Welt, zum Vergleich: Samuel Baker, Gründer von Sotheby`s, veranstaltete am 11. März 1744 die erste Auktion unter seinem Namen und James Christie`s schwang erstmals am 5. Dezember 1766 den Hammer. Auf Wiener Boden bestand vom ersten Öffnungstag an die Möglichkeit, Gegenstände freiwillig zur Versteigerung zu bringen, auch wenn das nur spärlich genutzt wurde. Hauptsächlich holte sich jener bürgerliche Mittelstand unter Hinterlassung eines Pfands günstige Darlehen, mit denen wirtschaftliche Schwierigkeiten kurzfristig überbrückt werden konnten. Oder Mittelfristig, wenn das Objekt nicht mehr ausgelöst und stattdessen in einer Zwangsversteigerung den Besitzer wechselte. Parallel zur Entwicklung zu einem angesehenen Auktionshaus blieb man diesen Wurzeln der Unternehmensgeschichte treu. Den in Wien üblichen Spitznamen "Pfand`l" mögen die mittlerweile 70 Kunstexperten und andere der insgesamt 400 Mitarbeiter überhaupt nicht leiden. Das sei an dieser Stelle mal publiziert. Vom Pfand`l zum Rekordauktionator Gemessen am Auktionsgeschäft - 2006 durfte man neuerlich einen Rekordumsatz in der Höhe von 89 Millionen Euro in die Bücher notieren - wirft der Pfandbereich nur spärlich ab. "Um die zehn, zwölf Prozent", beziffert Martin Böhm, Geschäftsführer des Dorotheums. Und das relativ konstant, gespeist aus 19 Standorten in Österreich. 90 Prozent der verpfändeten Objekte, vorwiegend Pretiosen, werden gegenwärtig wieder ausgelöst. Mit 40 Antiquitäten- und Sammelsparten ist das Dorotheum zu einem der vielseitigsten Anbieter auf dem internationalen Kunstmarkt avanciert. Bis 2001 profitierte der österreichische Staat von der Profitabilität, dann wurde das Dorotheum privatisiert - und vor allem mit einem deutlichen Ausbau der Repräsentanzen an die zeitgemäßen Anforderungen des Marktes angepasst: Zu den Niederlassungen in Prag (seit 1992) und Brüssel (seit 1996) kamen die mittlerweile florierenden in Düsseldorf, München (beide seit 2003) und Mailand (2005), ergänzt um Ansprechpartner in Florenz, Rom, Zagreb und Tokyo. Parallel dazu wurden die Handelsgeschäfte in den vergangenen fünf Jahren deutlich ausgebaut, erweitert um "Dorotheum Juwelier", "Dorotheum Galerie", eine eigene Schmuck- und Uhrenlinie, nebst dem Erwerb von OREX, Ungarns größtem Schmuckanbieter. Zahlen will Martin Böhm nicht kommunizieren, nur so weit, der Anteil am Gesamtumsatz dürfte in der Gegend um die 30 Prozent liegen. Jubiläumsauktionen Das Kerngeschäft sind Auktionen geblieben, 600 jährlich, davon rund 100 von Katalogen begleitet. 2007 verzichtet man zumindest im ersten Halbjahr auf die seit 1998 zelebrierte Gepflogenheit der so genannten Auktionswochen. Statt dessen gilt es zwei Sondertermine zu notieren: diese Woche, am 24. und 25. April versammelt man qualitativ hochwertige alte Kunst zur zweitägigen und offiziellen Jubiläumsauktion; rund um den 21. Mai stehen dann das 19. Jahrhundert, Klassische Moderne und Kunst der Gold- und Silberschmiede im Mittelpunkt. Und eine Novität hat sich die Geschäftsführung für die 300-Jahr-Auktionen vorbehalten. Statt das Angebot wie üblich im 170 Sitzplatz-starken Ludwigstorff-Saal unters Publikum zu streuen - die Bezeichnung leitet sich vom Namen eines kaiserlichen Beraters ab, dessen Urururenkel Georg Ludwigstorff heute anerkannter Silber-, Orden- und Kaiserhaus-Experte im Dorotheum ist - zelebriert man die Auktion im bislang als vorwiegend für Schaustellungen genutzten Franz-Joseph-Saal.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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