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Markus Huemer: Höhere Wesen, unvollendet

\"Ich glaube, daß jemand, der sich Margarine aufs Brot schmiert, den Gedanken von Joseph Beuys näher ist, als wenn er eine Fettecke bastelt\". Diese grundsolide Überlegung stammt von Andreas Schulze, einem Künstler aus dem Rheinland. Dort, zwischen Köln und Düsseldorf, wo es die weltweit größte Dichte an Museen zeitgenössischer Kunst gibt, wo die Kunstmesse erfunden wurde und wo die Könige Kunden sind, dort gilt noch das Prinzip Hommage. Und manchmal paart es sich mit Witz. Markus Huemer wurde 1968 in Linz geboren, und er hat das einzig Richtige getan, um im Schatten der VÖEST Künstler zu werden. Er hat sich davon gemacht, ist nach Köln abgewandert und jetzt genuiner Bestandteil dessen, was man die rheinische Kunstszene nennt. Auch er frönt dem Prinzip Hommage. Und manchmal paart es sich mit Witz. Eine der vier raumfüllenden Installationen, die er bei mezzanin eingerichtet hat, heißt \"Actionpainting\". Dreißig Singvögel hat er dort ausgesetzt, um eine ganz spezielle Version von Jackson Pollock abzuliefern. Statt Drip Painting gibt es Drop Painting, und die weißliche Hinterlassenschaft der friedlichen Finken prangt nun auf dem Boden, als wäre sie Relikt einer Mal-Performance. Das ist witzig. Eine andere Installation heißt \"Polkes höhere Wesen befahlen\" und ist explizit als \"unvollendet\" ausgewiesen. Sigmar Polke ist, wie Beuys, einer der Abgötter zwischen Kölsch und Alt, und man kennt seine frühen Parodien auf den Tod des Autors, wie er in den Sechzigern angezeigt war. \"Höhere Wesen\" sind also über den Künstler gekommen und \"befahlen\" ihm zum Beispiel, die rechte obere Ecke schwarz zu malen. So steht es auf der Leinwand geschrieben, und so sieht Polkes Bild dann aus. Huemers Hommage ist dagegen \"unvollendet\", was nichts anderes heißt, als dass eben die schwarze Ecke fehlt. Das ist wirklich witzig. Weniger witzig als ambitioniert ist dagegen, dass sich das Spiel mit der Leinwand virtuell darbietet, auf einer DVD-Projektion, die nur dafür da zu sein scheint, mit irgendwelchen Neuen Medien zu hantieren. Auch bei den Vögeln gibt es einen DVD-Player, und überhaupt schwelgt die Präsentation im raunenden Design der jüngsten Elektronik. Dunkel ist es entsprechend und plustert sich auf mit den Kontrastmitteln einer Rhetorik der Erhabenheit. Witz dagegen, und davon hat die Schau reichlich, ist ein ureigener Stoff der Aufklärung. Das sollte genügen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Markus Huemer
26.01 - 01.03.2002

Galerie mezzanin
1010 Wien, Getreidemarkt 14/Ecke Eschenbachgasse
Tel: +43 (0) 1 526 43 56, Fax: +43 (0) 1 526 91 87
Email: mezzanin@chello.at
http://www.mezzaningallery.com
Öffnungszeiten: geschlossen


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