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Frettchen an der Côte d`Azur

Zum 63. mal schwingt "im kinsky" am 17. und 18. April den Auktionatorenhammer Zweite Garnitur Dem Biedermeier-Fieber erliegt man auch an der Freyung. Selbstredend, die Offerte der Sektion Gemälde des 19. Jahrhunderts birgt derer stets Arbeiten jener Zeit, die nun aber auch explizit ins Rampenlicht gehievt werden. Hochkarätiges wird man im Angebot der 63. Auktion am 17. und 18. April allerdings vergeblich suchen. Selbst der vor einer Felswand im Sprung gleichsam erstarrte Hirsch wird durch das F.G. Monogramm auch nicht qualitätsvoller. Friedrich Gauermann mag einer der klingenden Namen sein, aber dieses Ölbildnis - immerhin noch auf stolze 40.000 bis 70.000 Euro taxiert - fällt ebenso in die Kategorie zweite Garnitur wie hier das Gros der Werke seiner Zeitgenossen: Friedrich von Amerling ist mit zwei Portraitarbeiten vertreten, eine davon zugeschrieben, Carl Spitzweg mit der auf Basis eines Gutachtens aus den 50er Jahren zugeschriebenen Gemüseverkäuferin (15.000-20.000) oder die Kartonstudie "Die beiden Alchemisten", immerhin publiziert, was die Erwartungen entsprechend in die Höhe treibt, konkret auf 25.000 bis 50.000 Euro. Von Johann Michael Neder - für seine Genremotive bekannt - stehen Exponate der späten Schaffensjahre im Angebot. Das ganze in Begleitung von Kollegen, die dem Biedermeier längst entwachsen sind, dafür die Motivwelt weiterführten. Dazu gehören Alexander von Bensa ebenso wie der Blumenstückspezialist Franz Xaver Pieler. Frettchen an der Côte d`Azur Nur unwesentlich mehr glänzen die Protagonisten des Stimmungsimpressionismus, etwa Hugo Darnaut mit versierten Waldstücken oder Marie Egner mit einem Bauerngarten. Am Titel des Katalogs Olga Wisinger-Florians Rosengarten an der Côte d`Azur: Betrachter mögen jetzt bitte nicht so weit gehen, als sie der Künstlerin eine Sonnenunverträglichkeit unterstellen. Das ist eben die Freiheit der Kunst und dieses Malstils, dass Rosen - im Gegensatz zu Palmen und Agaven - einfach nicht zu erkennen (zu finden!) sind und Steinformationen eher an kriechende Frettchen erinnern. Das rund 50 mal 70 cm große Werk ist laut Katalog, Öl auf Platte, da die musische Schall- ebenso wie die Wurst-Version ausfallen, darf der geneigte Leser auf die in den 1930ern erfundene Hartfaser hoffen. Insgesamt macht eine doppelseitige Katalogabbildung dieses, auf stolze 60.000 bis 120.000 Euro taxierte Werk, leider auch nicht besser. Zwei Millionen Euro schweres Asiatika-Offert Die sonst von Italienern dominierte Sektion Alter Meister spickte "im Kinsky" diesmal mit einer nennenswerten Zahl an Künstlern des österreichischen Barock, vor allem mit Werken Johann Martin Schmidt, genannt Kremser Schmidt. Das rund 90 Positionen umfassende Angebot wurde unter Mithilfe von Kareen M. Schmid zusammengetragen, eine neue Mitarbeiterin von Michael Kovacek und Hansjörg Krug, da sich Berenice Ager "Anfang dieses Jahres, so Otto Hans Ressler, "Richtung Dorotheum verabschiedet hat". Zu den hauptsächlichen Novitäten der zweitägigen Sitzung zählt aber die neuerlich ins Leben gerufene Sparte Asiatika. Wie das ARTMAGAZINE berichtete (Kunstnews, 20. März) wechselte die ehemalige Dorotheums-Expertin Jorinde Ebert in das Palais an der Freyung. Die gebürtige Hamburgerin hat aktuell ein breit gefächerte Auswahl zusammengetragen, von Kunsthandwerk wie einem tibetischen Türkisohrringhaken (1200-2500 Euro) über Tempeltüren und zeremonielle indische Thronsessel (200.000-300.000 Euro) bis zu Landschaftsmalerei auf blauem Seidenatlas (400.000-800.000). Knapp 60 Positionen bringen die stolze untere Taxensumme von mehr als zwei Millionen Euro zusammen, mehr, als das Dorotheum mit den Spartenauktionen in drei Jahren (1,16 Mio) unters Publikum brachte.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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