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Verrenkungsmanöver der besonderen Art

Dislokation von Körper und Gender gelten als Grundmerkmale der Arbeit von Markus Schinwald. Dem Titel folgend zeigt die dreitägige Pilot-Sitcom ?Exceptions Prove the Rule? nicht so sehr eine Ausnahmesituation hinsichtlich Schinwalds Arbeitsansatz sondern gibt Einblick in Extremsitationen psychisch-körperlicher Anspannung als Grundbedingung für reiterierende Alltagsmomente. Die zahlreichen Wiederholungen von Szenen an einem TV-Set rekurrieren auf Bewegungsabläufe von Hollywoodproduktionen, die Einblicke in das oft enervierende Alltagsleben von SchauspielerInnen bieten. Als dreitägiges Projekt angelegt werden Szenen aus dem Leben eines Paares filmisch aneinander gereiht, um am Ende dieser Tage eine Folge einer Sitcom fertig zu stellen. Am jeweils darauf folgenden Tag wird der bereits gedrehte Teil des Vortages (immer nur eine Version versteht sich) aneinander gereiht, um schließlich am Ende zu einem dem Publikum in seiner Gänze vorläufig verwehrten Produkt zu gelangen. Die Nichterreichbarkeit von Begehren in seinem ultimativen Stadium lässt sich am Beispiel dieser Produktion auf Schinwalds künstlerische Praxis zurückführen, in der Andeutungen an Verhaltensmuster und psychisch aufgeladene Situationen stets überhöhte Körperstimulationen generieren. In der vorliegenden Produktion wird dies kontinuierlich betont, sei es durch die zuckenden Bewegungen des Hausherrn oder die Fetischisierung eines Blumenstraußes, der gleichzeitig für einen übel riechenden Männerstiefel geltend gemacht werden kann - die Bandbreite von eingeschobenen Szenen erinnert an Versatzstücke aus Schinwalds Filmen, die in Kombination mit den Requisiten am Set auftauchen. So befinden sich etwa prothesenartige Gebilde auf Kommoden, verletzte Gesichter in den Bildern an der Wand oder Balken inmitten der Wohnung, die für ZuschauerInnen die nackten Brüste eines Ganzkörperaktbildes im Flur verdecken. Schinwalds aktuelle Produktion ist eine präzise gesteuerte Zusammenschau seiner künstlerischen Stilmittel, die musikalisch rockende Momente mit, der Produktion immanenten, Durchhänger verknüpft und BesucherInnen vor die ultimative Frage nach der Sinnhaftigkeit des zur Schau getragenen Genres stellt. Aufführungen am 29., 30. und 31. März 2007 Tanzquartier Wien Museumsquartier Halle G www.tqw.at
Mehr Texte von Walter Seidl

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