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Sabine Bitter, Helmut Weber - Recent Geographies: Decollage City

Wenn sich die Gegenwartskunst an der Gegenwartsarchitektur abarbeitet, dann gemeinhin in zweierlei Richtungen. Zum einen bannt sie das Gewuchere und Geschlinge in die Übersichtlichkeit ihrer Bilder, baut dazu Stellwände, um zu verdeutlichen, wie die Chinesen ihres "Urban Sprawl" nicht mehr Herr werden, und lässt Rem Koolhaas auftreten, der versichert, er selbst werde all die finsteren Perspektiven mit wissenschaftlichen Methoden in eine lichte Zukunft bringen. Zum anderen, und auch hier steht Rem Koolhaas Pate, diesmal mit seinem Erstling "Delirious New York", geht es um das Zusammengesetzte und Aufgepropfte, den Pastiche aus Hochkulturen und Hochpreislagen, den die Collage Cities unserer Städte verkörpern. Okwui Enwezors letzte documenta hat beiden Prinzipien einer Kunst über Architektur mit breiter Brust ihr Forum gegeben. Ein gehöriges Stück unprätentiöser liefert jetzt die Galerie Grita Insam einen Kommentar dazu. Sabine Bitter und Helmut Weber bedienen sich des Uraltmediums Fotografie und zeigen ganz ohne dokumentarischen Applomb, wie es steht ums postmoderne Bauen. Sie setzen bei dessen Wundermittel an, dem pop-gestärkten und zeichentheorie-gesättigten "Signature Building", und untersuchen es in einer Art Kunst nach der Postmoderne auf ihre eigene Gegenwart hin. Berühmtheiten und Einschlägigkeiten wie Moshe Safdies Public Library in Vancouver oder Ricardo Bofills Wohnanlage "Abraxas" in Marne-La-Vallé bei Paris, Ceausescus Bukarester Version von Xanadu oder der Belgrader Genex-Turm werden als das hingestellt, was sie bei allem Versprechen auf Glück heute sind: Popanze. Schließlich auch John Portmans Bonaventure-Hotel in Los Angeles, an dem sich einst Fredric Jamesons Prognosen von der "kulturellen Logik des Spätkapitalismus" entzündeten. So diskursiv und definitiv es einmal gemeint war, in der Mise-en-Scéne der beiden Wiener Konzept-Künstler wird daraus ein weiteres Exempel für zum einen "Urban Sprawl" und zum anderen "Collage City". Besonders wirkungsvoll der Kunstgriff, zwei Gebäude auf dem Foto zueinander zu montieren und sie gerade in der Kombination der Fassaden und und Fassons als Monumente eines Einheitsstils in den Raum zu stellen. Die Welt hat viele Menschen. Die Architektur, so das durchaus vernichtende Ergebnis, hat wenig Ideen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Sabine Bitter, Helmut Weber - Recent Geographies
23.03 - 05.05.2007

Galerie Grita Insam
1010 Wien, An der Hülben 3
Tel: + 43 1 512 53 30, Fax: +43 1 512 5330 15
Öffnungszeiten: geschlossen


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