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Gehirnschaukel - Passagen im Werk von Uwe Lausen: Wo kann man Kunst lernen?

Die Wiener Akademie der bildenden Künste wirbt derzeit mit bunten Zetteln für Ihre Institution. Provokativ heißt es da: Kann man Kunst lernen? Nach den Gesetzen von Werbung und Logik müsste nun der Angesprochene denken: "Ja. Und wo? - An der Akademie", wird die Antwort lauten. Diese Regeln scheint der Rektor der Akademie selbst außer Kraft zu setzen, denn er fungiert als Kurator einer Werkschau eines ehemaligen deutschen autodidaktischen Jungstars und Enfant terrible. Noch bis 29. April beherbergen die Ausstellungsräume des ehrwürdigen Hauses zwischen Ring und Sezession auf seinen Wunsch "Gehirnschaukel. Passagen im Werk von Uwe Lausen" 36 Bilder aus den Jahren 1963-1965 des 1941 in Stuttgart geborenen Uwe Lausen. Nach einem kurzen Intermezzo an der Universität Tübingen stieß er zur Münchner Gruppe "SPUR", die Kultur durch ihre Zerstörung schaffen wollte. Lausen begann zu malen und zu schreiben. Als Mitglied der Deutschland Sektion der "Situationistischen Internationale" (SI), die von Frankreich ausging, und u.a. für die Aufhebung der Trennung zwischen Kunst und Leben eintrat, unterhielt er Kontakt zu Guy Debord, der grauen Eminenz dieser Gruppe. Lausens Malstil erscheint als eine Art Synthese avantgardistischer Stile des letzten Jahrhunderts bis in die späten 60er Jahre. Die unmittelbare Beeinflussung erfolgte durch COBRA, SPUR, SI. Seine Auseinandersetzung mit einzelnen Künstlern wie Francis Bacon, Friedensreich Hundertwasser, René Magritte kombiniert er mit collagierten Comics oder Körperfragmenten - alles in ansprechenden Farben gehalten und oft die "klassischen Regeln" der Komposition außer Kraft setzend. Den ausgestellten Bildern wohnt dabei eine eigenwillige Ästhetik inne, die wohl nicht allein auf die derzeitige akademische Umgebung zurückzuführen ist. Hatte Lausen einstmals die Gemüter erhitzt - er saß eine dreiwöchige Haft wegen Blasphemie, Unmoralität, Pornografie und Anstiftung von Unruhen ab - stellt sich uns heute höchstens noch die Frage, ob nicht die Bilder, die uns von CNN über die Weltereignisse erreichen, brutaler sind. Und das sollte uns zu denken geben. 1970 setzte der an Depressionen Leidende seinem Leben vorzeitig ein Ende. Noch 1967 hatte er in einem Aphorismus existentialistisch gemeint: "depression... ich ging ins bett und versuchte, deprimiert zu sein - aber es ging nicht. Oh wie war ich deprimiert!"
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Gehirnschaukel - Passagen im Werk von Uwe Lausen
09.03 - 29.04.2007

Aula und Ausstellungsräume der Akademie der bildenden Künste
1010 Wien, Schillerplatz 3
Tel: +43 1 58816-836
Email: info@akbild.ac.at
http://www.akbild.ac.at
Öffnungszeiten: täglich 11.00-18.00


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
CFA
jonäthän määsä | 21.03.2007 10:37 | antworten
und am deprimierensten ist das bruno brunnet jetzt noch geld damit verdient. speib.

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