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Stephan Balkenhol: Denkmal für Jedermann

Stephan Balkenhol im Museum der Moderne und das "Salzburg Projekt 2007" Was bleibt, wenn pathetische Gesten unterbleiben und Requisiten fehl am Platz sind? "Wohin mit den Armen", notierte Stephan Balkenhol 1983 zu Beginn seiner Beschäftigung mit der menschlichen Figur auf eine Skizze und lieferte sogleich vier gezeichnete Varianten zu dem Thema. Von Gesten zu sprechen wäre beinahe schon zu viel, denn diese wäre mit einer Bedeutung versehen, und narrative Elemente möchte der Künstler ebenso vermeiden wie jegliche weitere Hinweise auf seine zumeist in Wawaholz geschnitzte Protagonisten. Schwarze Hose, weißes Hemd für die Herren, schlichtes einfarbiges Kleid für die Damen: Wie es scheint, hat dieser Dresscode in den letzten beiden Jahrzehnten sämtlichen modischen Erscheinungen des Kunstbetriebes standgehalten. Ein hoher Wiedererkennungswert mag ja nach den Gesetzen des Marktes ein Segen sein. Balkenhols Figuren kämpfen eher mit dem Problem, als banal abgetan zu werden. Die Ausstellung im Salzburger Museum der Moderne zeigt allerdings, dass die Figuren, die in den letzten Jahren manchmal sparsam mit Attributen ausgestattet wurden, Tiere zur Seite gestellt bekommen haben oder mit ihnen zu Mischwesen verschmolzen, alles andere sind als von schlichtem Gemüt. Ganz beiläufig werden Motive aus der Kunstgeschichte für diese Figurenwelt adaptiert, und so treffen wir auf eine Madonna samt Kind, diverse Märtyrer, einen ägyptischen Schreiber, einen Schmerzensmann und einen Sklaven. Banal ist auch der Begriff, der in den letzten Wochen gefallen ist, als es - wie jedes Jahr - darum ging, die von der Salzburg Foundation initiierte Kunst im öffentlichen Raum in der Festspielstadt zu verwirklichen. Die Provokation, die Markus Lüpertz vor zwei Jahren mit seinem Mozart-Beitrag ausgelöst hat, scheint noch tief in den Knochen der Bewohner zu stecken, und der Kapitelplatz, den sich Balkenhol - mit Arbeiten im öffentlichen Raum nicht wirklich unerfahren - für seine Arbeit "Sphaera" ausgewählt hat, war einigen zu prominent, Der Künstler, so hieß es, möge sich doch einen anderen Ort suchen. Doch nun ist es fix. Der Salzburger Kunstbeirat hat sein Placet gegeben, sodass die insgesamt 9 Meter hohe Bronzeskulptur am 26. Juli an jenem Ort enthüllt wird, für den sie erdacht wurde. Sie sind zeitlos und dennoch präsent, sie geben keinerlei Anhaltspunkte auf Individualität und sind trotzdem weder Massenware noch Archetypen, sie sind wohl proportioniert und nie lebensgroß. Und vor allen Dingen: Wo und wie sie platziert sind - ob nun im Kontext einer Ausstellung oder einer urbanen Situation -, ist nie dem Zufall überlassen.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Stephan Balkenhol
18.02 - 24.06.2007

Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg
5020 Salzburg, Mönchsberg 32
Tel: +43 / 662 / 84 22 20-403, Fax: +43 / 662 / 84 22 20-700
Email: info@mdmsalzburg.at
http://www.museumdermoderne.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi 10-20 h


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