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Dan Flavin: Nach der Postmoderne

Die Postmoderne, solange es sie noch gab, zeichnete sich durch zwei Verfügungen aus. Die eine stammte von Roland Barthes und redete dem "Tod des Autors" das Wort, die andere, von Jean-Francois Lyotard ersonnen, verkündete das Ende der großen Erzählungen. Für die Kunst brachte das mit sich, dass so etwas wie Entwicklung und so etwas wie individuelle Signatur zur Disposition standen. Monomanie wurde zur Qualität, zur konsequenten Verweigerung von so abgestandenen Dingen wie Entwicklung. Deswegen darf es durchaus einer Nachfrage wert sein, ob die Monomanen, Roman Opalka oder Carl Andre, Daniel Buren oder On Kawara, Donald Judd oder, horribile dictu, Hermann Nitsch, womöglich nicht die besseren von all den Künstlern sind, wie es sie erst seit den sechziger Jahren gibt (die Alternative wären die Polyglotten, die Vielfach-Veränderer wie Bruce Nauman, Gerhard Richter und Sigmar Polke). Oder auch Dan Flavin. Die Münchner Pinakothek der Moderne hat jetzt die gesamte Hälfte, die bei ihr der nicht-mehr-klassischen Moderne gewidmet ist, ausgeräumt, um dem Meister des farbigen Neons diesbezüglich auf die Schliche zu kommen. Die Postmoderne gibt es offenbar nicht mehr. Die Franzosen, ihre Stichwortgeber, haben längst nichts mehr zu sagen, das große Ego ist in Gestalt des Labelling zurückgekehrt, und die übergreifenden Geschichten schreibt allein der Kapitalismus. Auch Dan Flavin ist beileibe nicht so monoman, wie das einst aussah. Wenn man nicht weniger als dreissig seiner Arbeiten nebeneinander sieht, zusammengetragen aus den dreieinhalb Dekaden zwischen 1962, sowieso das Schlüsseljahr der Postmoderne, und 1996, seinem Sterbedatum, dann ergibt sich der paradoxe Eindruck, welche Menge an Vielfalt man aus der Einfalt ziehen kann. Das mit der Entsubjektivierung, den industriellen Materialien und der Serialität ist ebensowenig mehr richtig. Flavin war, so stellt sich jetzt heraus, ein beflissener Arrangeur von Hommagen, und die diversen Widmungen an Leute des Kunstbetriebs oder auch der Politik fügen sich zur ganz persönlichen Ahnen- und Veteranengalerie. Eine Entdeckung zusätzlich sind die Zeichnungen und Skizzen, die Flavins Minimalismus vorbereiten und begleiten. Der Mann hatte eine seltene Gabe, nämlich Witz. Und das ist jetzt schier das einzige, was ihn von einem gestandenen Modernisten unterscheidet.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Dan Flavin
23.11.2006 - 08.04.2007

Pinakothek der Moderne
80333 München, Barer Straße 40
Tel: +49 89 23805 360
Email: info@pinakothek.de
http://www.pinakothek.de
Öffnungszeiten: Di - Mi 10.00 - 18.00, Do 10.00 - 20.00, Fr - So 10.00 - 18.00


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