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Kunst Zürich 2006: Debütanten an der Kunst 06 Zürich

Um es vorweg zu sagen; wären nicht die Förderstände der jungen Galerien, die aus dem üblichen Messeeinerlei hervorstechen, wäre die diesjährige Kunst 06 Zürich mit ihren 80 Ausstellern doch ein wenig farblos dahergekommen. Nicht, dass es nicht genug zu sehen gäbe. Viel zu viele präsentieren figurativ-narrative Neo-Rauch-Epigonen oder unscharf-figurative Gerhard-Richter-Enkel. Hin und wieder finden sich auch die in den letzten Jahren in Zürich so überaus beliebten Streifenbilder. Auch der Vormarsch chinesischer Malerei ist verstärkt spürbar. Und ganz en vogue sind heuer Zellstrukturen und Biomorphismen, also herrlich anzusehende ornamentale Abstraktionen, welche die Malerei der fünfziger Jahre wiederaufleben lassen. Den olfaktorisch stärksten Eindruck hinterlässt - nicht zuletzt aufgrund seiner Kojengröße - der Nespresso Stand, da Kaffeetrinken im Stehen auch immer mehr zu einer Art Kunstform wird. Doch nun zum Nachwuchs: Bei den jungen Galerien vorherrschend sind die in Zürich ansässigen. Andrea Hinteregger (Artrepco Gallery) zeigt Arbeiten von Noël Dernesch, der subtil mit der Selbstinszenierung der Kunstszene spielt und somit hervorragend auf die Messe passt. Während Meta Kenworthy (Ausstellungsraum25) mit Lex Vögtli und Jean-Claude Freymond-Guth & Co. mit Karin Suter erfrischende Malerei präsentiert, gibt es bei Lisa Frei (Galleria Laurin) schwermütig-unheimliche Fototableaus von Ruth Blesi zu sehen. Herrlich auch die geometrischen und anderweitigen Abstraktionen, wie "Jeffrey" und "Jacky" (8.500.- CHF) und die kleinteiligen Aquarelle (ab 500.- CHF) der Britin Clare Goodwin bei der Galerie Staubkohler. Christoph Hefti, als Musiker und Textildesigner vielseitig talentiert, gibt bei Hubert Bächler eine Videoinstallation zum Besten. Die in Lausanne ansässige Galerie Lucy Mackintosh hat faszinierende Stage Photography von Annaïk Pitteloud zu bieten. Und Stefan Burger zeigt bei Marion Scharmann aus Köln seine intermedialen Fotoarbeiten. Mit ihrer Galerie Annex14 tragen Susanne Friedli und Elisabeth Gerber seit nunmehr zwei Jahren impulsgebend zum Wohlbefinden der Gegenwartskunst in Bern bei und zeigen mit Martina Sauter wohl komponierte Montagen, die aus Filmstills und räumlichen Schnittstellen wie Türen, Treppen oder Vorhänge bestehen (1.200-7.800 CHF). Mit der Solo-Show von Dominik Stauch ist dem Berner Galeristen Bernhard Bischoff ein echter Coup gelungen. Dessen "Waiting for the Blue Rider" (14.000 CHF) und die Arbeiten mit dem verheissungsvollen Titel "Fibonaccis Racing Team" (7.800 CHF) gehören zu den Highlights dieser Messe. Kabinett, die dritte, nicht mehr ganz so junge Berner Galerie, zeigt Bilder der Serie "ExBolígrafo" und die "Crossover" Installation (14.000.- CHF) des Spaniers Francisco Sierra. Soweit die Jungen. Nachdem in den letzten Jahren zumeist die Bregenzer Galeristin Lisi Hämmerle das Fähnlein der österreichischen Galerien in Zürich empor gehalten hat, sind es heuer c.art aus Dornbirn und die Wiener Galerie Habres+Partner. Die Frankfurter Galerie Arte Giani bietet mit den farblich subtilen "Transpositionen" der brasilianischen Malerin Michelle Concepión und der starken schwarz-weiss Fotografie des Mannheimers Peter Schlör einen anregend komponierten Stand. Robert Drees aus Hannover macht mit den gewohnt farbstarken Markus Linnenbrink und Arvid Boecker und den gewohnt konstruktiven Michael Laube und Christoph Dahlhausen wie in den vergangenen drei Jahren einen hervorhebenswerten Eindruck. Ein "Stilleben" (42.000.- ?) in Form einer Bücherwand von Ralph Fleck gibt es gut kombiniert mit der feinen Arbeit "64 Farben" von Harald Schmitz-Schmelzer bei der Galerie von Braunbehrens zu bewundern. Die Berner Galeristen Margit und Hans-Urs Haldemann präsentieren anlässlich ihres 25jährigen Galeriejubiläums eine gut gehängte Auswahl aus ihrem Sortiment unter denen insbesondere die Inkjetprints des Filmemachers Peter von Gunten hervorstechen. Während Ursula Huber aus Basel mit ihrer Präsentation der tristen Fassadenrhythmen des Fotografen Michael Wolf überzeugt, wartet Thierry Feuz nach seinem Berliner Gastaufenthalt nun mit neuen floral-vegetabilen Kosmen bei Kashya Hildebrand auf und bei Chelsea gilt es mit den subtil erfrischenden Acrylbildern (720.- bis 4.200.- CHF) des Marburgers Klaus Lomnitzer noch einen Geheimtipp zu entdecken.
Mehr Texte von Harald Krämer

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Kunst Zürich 2006
17 - 20.11.2006

Messezentrum
8050 Zürich-Oerlikon, Thurgauerstrasse 11
http://www.messe.ch


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