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Karin Kneffel: Bilder vom Boden

Seit der Pop Art ist es vorbei mit dem Modernismus. Seit der Pop Art geht es in der Kunst ums Pin Up, ums Image, um die Theatralik der kleineren und größeren Helden und Heldentaten, mit denen wir unsere Oberstübchen möblieren. Vielleicht stimmt das alles auch überhaupt nicht. Denn wenn es dem Modernismus um die Essenz des Gemäldes gegangen war und diese Essenz in der Flachheit gelegen ist, dann gibt es nichts flacheres als die Vorlagen aus Comic, Werbeplakat, Illustriertenseite, wie sie aus der Massenkommunikation herüberbranden. Pop ist also gerade Flachheit, buchstäblich genommen und übertragen genauso. Man könnte ins Grübeln kommen über die Epochen und ihre Einteilung angesichts der Großformate, wie sie gerade bei Christine König hängen. Sie stammen von Karin Kneffel, der Malerin aus Düsseldorf, die berühmt geworden ist als Porträtistin von allerlei Flora und Fauna, von haarscharf ins Bild gerückten Obstsorten, minutiös abkonterfeitem Blattwerk oder physiognomisch ziselierten Tierköpfen. Nun zeigt Karin Kneffel, und auch hier bleibt sie die Meisterschülerin Gerhard Richters, von der der Beipackzettel zur Ausstellung als schier einzige biografische Nennenswertigkeit berichtet, Bilder vom Boden. Es sind Parkette oder Kacheln, die sie sich vornimmt, zum Teil von Teppichen belegt, und sie werden dergestalt in Szene gesetzt, dass ihre Glätte und Homogenität die Leinwand restlos überziehen. Bisweilen spiegeln sie das Licht, doch wichtiger ist, dass sie stets ein Dekor darbieten, einen Rapport, ein Ornament, das entsteht, wenn sich Fliesen aneinanderreihen oder ein Geländer im Glanz reflektiert wird. Ornament, so meint es die Definition, ist Muster auf Grund, und Karin Kneffels Gemälde liefern dieses Muster, indem sie den Grund mit der Oberfläche deckungsgleich machen. Zweifellos ist diese Arbeit ein Beitrag zum Epochenthema Ornament und Abstraktion. Und sie ist ein Beitrag zum Menschheitsthema Flachheit. Buchstäblich genommen und übertragen genauso.

Mehr Texte von Rainer Metzger

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Karin Kneffel
09.11.2006 - 13.01.2007

Christine König Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1a
Tel: +43-1-585 74 74, Fax: +43-1-585 74 74-24
Email: office@christinekoeniggalerie.at
http://www.christinekoeniggalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa 12-16h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
genau.
mirisschlecht | 08.01.2007 06:51 | antworten
einmalig flach. ober-flach. richter-flach. danke, setzen.

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