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Jürgen Klauke - Hoffnungsträger. Aspekte des Desaströsen Ich: Botschaften mit Schalldämpfer

"Nicht nur die Instrumente waren verstärkt, auch die Botschaften", erinnerte sich Jürgen Klauke in einem Interview über die wilden Siebziger Jahre. Dementsprechend waren Klaukes damalige Fotoarbeiten ohrenbetäubend. Das Geschlecht wurde in Frage gestellt, das Rollenschema abgeworfen, die Identität hinterfragt, die Grenze des vermeintlich guten Geschmackes bisweilen überschritten, gemeinsam ergaben sich daraus Selbstinszenierungen, die schriller nicht sein konnten. Gemeinsam mit Künstlern wie Katharina Sieverdig, Urs Lüthi, Gilbert & George, Vito Acconci oder Franz Gertsch mit seinen hyperrealistischen Gemälden, zählte Klauke zu jener Generation, die offen zur Schau getragene Travestien salon- und damit auch museumsfähig machten. Auch dazu, dass Ende der sechziger Jahre die Fotografie zu einem eigenständigen künstlerischen Medium wurde, hat Klauke quasi als Pionier beigetragen. Aus dem schrillen Pionier ist mit den Jahren ein Professor für künstlerische Fotografie geworden, die Botschaften sind nicht mehr verstärkt, sondern schallgedämpft, ihre Eindringlichkeit jedoch haben sie beibehalten. "Desaströses Ich" nennt Klauke jene Werkgruppe, an der er nun seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet, und auch sie fühlen der Zeit deutlich auf den Nerv. Von Gefühlskälte und Mangel an Kommunikation flüstern die großformatigen, rötel oder blau getonten Fotoarbeiten, von Leere und Machtlosigkeit. Zeit, Raum, mitunter auch die Schwerkraft scheinen in diesen nahezu poetischen Versuchsanordnungen aufgehoben, Tische und Menschen schweben, schwingen, Möbel werden zu konstruktivistischen Stilleben arrangiert. Weniger Wirklichkeiten als Wahrheiten schafft Klauke seit nun mehr als drei Jahrzehnten in einem überaus konsequenten Werk ins Bild zu setzen. Warum der Untertitel seiner letzten Werkgruppe, die bislang "Trost für Arschlöcher" lautete, in seiner momentanen Ausstellung im Passauer Museum Moderner Kunst Stiftung Wörlen ganz buchstäblich unter den Tisch gefallen ist, dürfte mit der Realität des Ausstellungsbetriebs zu tun haben.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Jürgen Klauke - Hoffnungsträger. Aspekte des Desaströsen Ich
29.07 - 15.10.2006

Museum Moderner Kunst
94032 Passau, Bräugasse 17 / Donaukai
Tel: +49 851 383879-0, Fax: +49 / 851/383879-79
Email: info@mmk-passau.de
http://www.mmk-passau.de
Öffnungszeiten: Di - So 10-19 Uhr


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