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Marktobjekt(e) der Woche: Bosse Quintett

Als humorvoller Gegenpol zu den avantgardistischen Lösungen der Wiener Keramikerinnen, schuf Walter Bosse ab den frühen 20er Jahren in seiner Tiroler Werkstatt drollige Tier- wie Fabelfiguren, Grotesken und andere lustige Buntheiten. Am 12. September gelangt im Dorotheum im Rahmen der Auktion Jugendstil und Kunsthandwerk ein Quintett aus dem Boss`schen Kreativfundus zur Versteigerung. Bosse, Absolvent der renommierten k.k. Kunstgewerbeschule, eröffnete 1924 sein Atelier in Kufstein und erlangte mit seinen dort erzeugten Keramiken ersten internationalen Ruhm. Vorwiegend sind es Grotesken, aus dem Tierreich entsprungene Fabelgestalten oder überzeichnete Menschlein durch farbenprächtige Glasuren in ihrer Expressivität betont. Aus dieser Periode wartet bei einer Taxe von 800 bis 1000 Euro das zwischen 1924 und 1936 ausgeführte sitzende Reh, das ursprünglich als Türstopper konzipiert war, sowie ein Paar Reliefbilder mit volkstümlichen Darstellungen (600-700 Euro). Abseits seiner Tätigkeit für die eigene Firma in Kufstein, bildeten Kooperationen mit anderen Firmen einen Schwerpunkt in Bosses Oeuvre, darunter mit der Porzellanmanufaktur Augarten (Wien), Fischer (Ilmenau), Goebel (Oeslau) oder der Staatliche Majolikamanufaktur Karlsruhe. Die anderen drei aktuell angebotenen Posten dokumentieren weitere Kapitel seiner Geschäftslaufbahn: Mit Goldscheider (Wien) arbeitete der Tiroler in der Zeit von 1927 bis 1938 zusammen, aus dieser Epoche wartet die Figur der Schifahrerin (900 bis 1200 Euro), ein Entwurf um 1935. Oftmals variierte Walter Bosse in Kufstein entworfene Modelle für andere Manufakturen, wo sie unter seinem Namen verkauft wurden. Die als Buchstützen verwendbaren Max & Moritz Figürchen blicken auf eine entsprechende Biografie zurück. Um die Mitte der 20er Jahre entwarf Bosse eine erste Modellversion in Kufstein, die dann in den 30er Jahren für Goldscheider leicht verändert wurde und sich in "modernerer" Glasurversion in der Produktpalette der Firma Terra (1947-51, Wien) wieder fand (800 - 1000 Euro). Auch der Geigenspieler hatte mehrere Engagements: Sein Debüt gab er in Kufstein, einen weitern Auftritt absolvierte er in Porzellan bei Methler & Ortloff (Illmenau) und ein letztes Mal zupfte er die Fidel bei Terra, jene Modellversion wird für geschätzte 1200 bis 1500 Euro den Besitzer wechseln.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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2 Postings in diesem Forum
Bosse Quintett
Dr. Volker Cleeves | 11.09.2006 09:14 | antworten
Wie kann man für derartig üblen Kitsch soviel Geld bezahlen? Unglaublich!!
Bosse Quintett
Rainer Schilling | 17.02.2008 10:54 | antworten
Es wird immer wieder behauptet, Bosse hätte für Fischer in Ilmenau gearbeitet. Ich habe noch kein Teil der Fa. Fischer gesehen, dass diese Behauptung belegt. Dagegen wird die Zusammenarbeit mit der Manufaktur Metzler & Ortloff (nicht Methler) oft unterschätzt. Bei M&O gibt es etwa 700 unterschiedliche groteske Figuren, von denen etwa die Hälfte von Walter Bosse entworfen wurden. Die andere (spätere) Hälfte stammt von Frl. Hoffmann, einer Mitarbeiterin von M&O. Auch wenn der Name Bosse in keinem Dokument von Metzler & Ortloff auftaucht, so kann nach einem Vergleich mit den Kufstein-Figuren kein Zweifel an der Zusammenarbeit mit Metzler & Ortloff bestehen. Viele Bosse-Figuren aus dem Hause Metzler & Ortloff können hier eingesehen werden: http://www.flickr.com/photos/89146402@N00/

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