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... und so hat Konzept noch nie Pferd bedeutet: Verhältnismäßig genau

Recht appellativ geht es zu in dem Text, dem die Wortspende entnommen ist. Drüber steht "Achtung!", dann kommt das erste Kapitel, überschrieben "Warnung", und dann steht der Satz zu lesen: "Obgleich dieses Wort (gemeint ist "Konzept", R.M.), geeigneten Stoff böte für mancherlei philosophische Auseinandersetzungen, ist sein Sinn doch verhältnismäßig genau festgelegt, und so hat Konzept noch nie Pferd bedeutet." Mit dieser Sentenz von Daniel Buren, im französischen Original 1969 erschienen, ist die momentane Ausstellung der Generali Foundation zu ihrem Titel gekommen. Womöglich geht es ja um Konzept und um die Kunst, die sich seit den Sechzigern drum rankt, sowie um die augenscheinliche Platitüde, dass das etwas anderes meint als einen Gaul. Vielleicht aber geht es um die Feststellung, die die seltsame Konstellation untermauern soll, nämlich darum, dass der Sinn von Konzept "verhältnismäßig genau" umrissen werden kann. Was ist das für eine Welt, so lässt sich fragen, in der der Unterschied zwischen Konzept und Pferd als Beleg dafür taugt, dass etwas "verhältnismäßig genau" funktioniert. Wieder einmal wuchert die Generali mit dem Pfund ihre Bestände an Conceptual Art, und wieder sind es die üblichen Verdächtigen, Allan Sekula, Dan Graham, die neuerdings zu einiger Aufmerksamkeit gekommenen Vertreter des ehemaligen Ostblocks und die Adepten der heutigen Generation wie Dorit Margreiter, die die Exponate liefern. Wieder einmal wird gezeigt, was eine künstlerische Orthodoxie ist und dass auch die strengste Observanz dem ehernen kapitalistischen Gesetz der Wertsteigerung unterliegt. Verhältnismäßig genau. Da wird untersucht und recherchiert und investigiert, wie man es kennt, und inmitten der Schautafeln und Diagramme stellt sich die Frage, warum das eigentlich Kunst ist, wie es da zutage gefördert wird. Und wieder einmal erfährt man auch die Antwort. Die Erhebungen sind nämlich nicht so exakt, wie sie es nach seriösen Maßstäben sein müssten. Dafür sind sie verhältnismäßig genau, und abermals changiert das Phänomen Unschärfe von einer empirischen hinüber zu einer ästhetischen Größe. Kunst ist es, wenn man sich nicht drauf verlassen können muss. Die Conceptual Art, so scheint es, hat sich damit zu Tode gesiegt. Nicht in der Kunst, wo ihre Strenge nach wie vor so etwas wie einen Stil begründet. Aber in der Realität des Journalismus und der Massenkommunikation. Verhältnismäßig genau ist ihr Prinzip. Seither ist jeder Zeitungsmensch ein Künstler.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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... und so hat Konzept noch nie Pferd bedeutet
15.09 - 17.12.2006

Generali Foundation
1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15
Tel: +43 1 504 98 80, Fax: +43 1 504 98 83
Email:
http://foundation.generali.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Do 11-20, Sa, So 11-16h


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