Stefan Kobel,
Marktobjekt der Woche: Wilhelm Lehmbrucks Büste der Kieenden
Lebzeitgüsse Wilhelm Lehmbrucks sind extrem rar und entsprechend gefragt. Noch dazu in Terracotta, dem bevorzugten Material des expressionistischen Bildhauers. Die "Büste der Knieenden" aus den Jahren 1912 bis 1914, welche bei Hauswedell & Nolte in Hamburg als Lot 1384 am 10. Juni unter den Hammer kommt, ist eine von nur sechs "Alten Terracotten", von denen sich drei in Museumsbesitz befinden und eine als wahrscheinlich verschollen gilt.
Lembruck hatte ab 1910 in Paris Bekanntschaft mit den Werken Rodins und Maillols und deren Torsi gemacht. Anders als diese wollte er jedoch nicht auf den Kopf als Hauptträger des Ausdrucks verzichten. In der "zarten Beseeltheit" der lehmbruckschen Köpfe sahen die Zeitgenossen denn auch die besondere Aura seines Werkes.
Die häufiger gehandelten posthumen Güsse der Büste erzielten laut Artprice in den letzten Jahren Ergebnisse um 200.000 Euro. Die Schätzung der Hamburger in Höhe von 700.000 wird zudem durch eine exquisite Provenienz gerechtfertigt: Der Mäzen Hugo Simon hatte sie um 1921 bei Alfred Flechtheim erworben. Simon war der Bankier des Veregers Paul Cassirer, Aufsichtsratmitglied der Verlage Ullstein und S. Fischer sowie Mitglied der Ankaufskomission der Nationalgalerie in Berlin.
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