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Gudrun Kampl - Ruhmeshüllen: In Samt gezeichnet...

In blutrotem Samt und rosa (Kunst-)Seide machte sich Gudrun Kampl in den letzten Jahren an Herz, Nieren oder was sich sonst noch so an Verletzlichem in Körpern findet. Lustvoll bis frivol, stets begleitet von unheimlichem Wortwitz wurde seziert, freigelegt und sogleich als Ornament an die Oberfläche befördert. An einem raumgreifend inszenierten "Adernkleid", baumelten Organe, nachzuziehen gleich einer Schleppe und "Gefühlsgarderoben" geschneidert aus Tierhäuten, boten möglicherweise auch Schutz vor Amors vor Pfeilen. In den beeindruckenden Hallen von Schloss Ebenau im Kärntner Rosental, seit zehn Jahren Sitz der Galerie Judith Walker, ist Gudrun Kampl nun an der Körperoberfläche angekommen und widmet sich mit ihrer Ausstellung "Ruhmes-Hüllen" den sozialen Häuten in Form von Bekleidung. Die Kunstgeschichte hat diesbezüglich allerhand zu bieten, an üppigen Draperien, schwungvollen Faltenwürfen, zarttransparenten Rüschen oder muskelbetonender Körpernähe, all jenes hat sich die Künstlerin vorgenommen. Für ihre Samtzeichnungen verfügt Kampl das bevorzugte Material erstmals in die Zweidimensionalität. Grosse Scherenschnitte allbekannter Gewandfiguren wurden hierfür mit Samt überzogen, auf die weiße Leinwand appliziert und ergeben eine bislang nicht gesehene formale Klarheit. Freilich nicht ohne dem gewohnten Sinn für Humor. HeinrichVIII, bereits bei Meister Holbein formatfüllend opulent in Szene gesetzt, erhält zur Ableitung seines -so der Untertitel- "ornamentalen Überdruck" einen Wasserhahn angefügt, der Braut von Jan van Eycks "Arnolfinihochzeit" sind ganz buchstäblich Herz und Nieren in die Schleppe gerutscht. Ungeahnte Qualitäten zeigen sich in der Malerei der ehemaligen Schülerin Maria Lassnigs. Auch hier hat sich die Künstlerin an den alten Meistern abgearbeitet und auch hier liegt der Witz im Deail. Der duftige Spitzenkragen eines Infanten von Goya, gemalt auf einem knalligen Dekostoff, erweist sich auf den zweiten Blick als höchst privates Textgewebe und der bewegte Rock eines niederländischen Engels wird nach einer 180° Drehung zur mehrdeutigen Verkündigungstulpe in voller Blüte. Kunsthistorische Faltenbetrachtungen einmal anders
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Gudrun Kampl - Ruhmeshüllen
02.06 - 02.07.2006

Galerie Judith Walker Schloß Ebenau
9162 Weizelsdorf, Schloß Ebenau/Rosental
Tel: +43 (0) 463 21305, 0664 345 32 80, Fax: +43 (0) 463 35 014
Email: office@galerie-walker.at
http://www.galerie-walker.at
Öffnungszeiten: Bis Ende September Samstag und Sonntag 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet,
Oktober temporär geöffnet, Carolin Walker +43 650 2130505


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