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Scheitern an euphorischen Kalkulationen - Nachlese zur 59. Auktion "im Kinsky"

Zumindest teilweise wurde der internationale Lockvogel im Rahmen der 59. Auktion "im Kinsky" seinem Ruf gerecht: 200.000 Euro bezahlte ein italienischer Bieter via Telefon für Auguste Renoirs Ölstudie "Paysage d`Essoyes". Allzu vehement hatte er sich mit diesem gerade mal über dem Limit von 180.000 Euro liegenden Salär aber nicht gegen Gebote aus dem Saal wehren müssen. Mit bis zu 300.000 Euro hatten die Experten des Hauses gerechnet und die Einbringer vermutlich schon auch kalkuliert. Immerhin, der Hammer fiel beim höchsten Zuschlag des Abends. Die regional angesiedelte aber international gefragte Kollegenschaft wusste dagegen stärker zu locken: Etwa das Coverlot, Egon Schieles "Kniender Frauenakt mit gelben Strümpfen" von 1909. Die aquarellierte Bleistift-Arbeit gefiel ebenso bis zur oberen Taxe von 140.000 Euro, wie das Kreide und Gouache-Pendant "Liegender weiblicher Akt" aus dem Jahr 1917. Über ihre Limits schafften es Arbeiten von Carl Moll, seine Schönbrunn-Ansicht fand bei 125.000 Euro ebenso ein vorzeitiges Ende (80.000-180.000) wie Alfons Waldes "Kitzbühel im Winter" bei 120.000 Euro (70.000-200.000). Hohe Taxen als Einbringer-Verlockung? Auch die Nachfrage in der Sparte Zeitgenössische Kunst entsprach trotz guter Einzelergebnisse wohl nicht ganz den Erwartungen - oder lockt "im Kinsky" Einbringer neuerdings mit zu hoch angesetzten Schätzwerten und schürt damit unerfüllbare Erwartungen? Denn auch der als "fulminant" bezeichnete Preis Max Weilers "Als alle Dinge --- Variation", eine Arbeit von 1962, schaffte mit 70.000 zwar die Limit-Grenze (50.000), nicht aber den oberen Taxenwert von 100.000 Euro. Ebenso erging es Maria Lassnigs "Korkenziehermann (Tod)" aus dem Jahr 1987: 100.000 Euro betrug das Limit, bei 105.000 wechselte das Ölbild den Besitzer und damit weit unter dem Maximumwert von 180.000 Euro. Häufiger als zuletzt fiel der Hammer nur unter Vorbehalt und bedarf Nachverhandlungen zwischen Einbringer und Interessenten: Wertmäßig immerhin für 382.200 Euro von den in der ersten Sitzung notierten Meistbote in der Höhe von 2,53 Millionen Euro. Die Sparte Klassische Moderne war dabei anteilsmäßig - mit 211.000 Euro von 1,43 Millionen - stärker betroffen als jene der Zeitgenossen, die dagegen wertmäßig höher lagen und für 15,6 Prozent von etwas mehr als einer Million Euro Tagesergebnis nachverhandeln müssen. Marktkonform beim Jugendstil In der Bilanz der Sitzung Jugendstil - die Meistbote summierten sich hier auf etwas mehr als 624.000 Euro, für 60.600 Euro stehen Nachverhandlungen aus - findet man dafür seitens der Geschäftsführung Formulierungen wie " allzu engagierte Vorgabe". Dabei sind die hier von Experten Ernst Ploil bezifferten Schätzwerte aufgrund vergleichbarer Ergebnisse deutlich nachvollziehbarer. Als Musterbeispiel seien zwei Arbeiten nach Entwürfen von Kolo Moser angeführt: Die für das aus dem Nachlass von Emilie Flöge stammende, von der WW ausgeführte Collier angesetzten 120.000 bis 200.000 Euro mögen derer einfach eine Spur zu euphorisch kalkuliert worden sein. Aber man tat das nicht ganz unberechtigt, mit einem Zuschlag in der Höhe von 192.000 Euro im Rücken. So viel bezahlte ein amerikanischer Sammler 2001 im eigenen Haus für ein Unikat aus dem Besitz von Magda Mautner Markhof. Aber der Markt ist nicht immer aufnahmebereit und so blieb das Geschenk Gustav Klimts diesmal liegen. Für Kolo Mosers 1904 entworfene Gemüseterrine fiel der Hammer bei 40.000 Euro. Die obere Taxe von 50.000 erreichte sie damit nicht, zur Freude des neuen Besitzers aus dem Wiener Handel, der auf internationaler Ebene womöglich deutlich mehr bezahlt hätte. Im Juni 2002 war bei Christie`s in Amsterdam ein aus dem selben Service stammender Tafelaufsatz für 100.000 Euro versteigert worden.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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