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Thomas Locher - [Always] Trouble with Principle: Reflexion und Reibach

Das erste Papiergeld, man lernt es in der Schule, waren die Assignaten, die die französische Revolutionsregierung herausbrachte. Es waren Gutscheine, auf die der neue, säkularisierte Staat verpfändete, was er bald den Klöstern und Adelshäusern entwenden würde, um nach dessen Verkauf die Assignatenhalter zu entschädigen. Als es sich hinzog mit der Entschädigung brach das ganze System zusammen. Kurze Zeit später, 1799, versuchte sich die Bank of England im gleichen, auf der anderen Seite des Kanals gerade als hirnrissig erkannten Verfahren, und jetzt funktionierte es. Die Insulaner taten nicht mehr so, als würden die Geldscheine von irgendeinem real vorhandenen Schatz abgesichert, das Äquivalent, das die Banknoten in Aussicht stellten, existierte allein im Kopf. Das Geld wurde erfolgreich, als man es ehrlich mit ihm nur als Symbol, als Imagination, man könnte auch sagen als Hirngespinst meinte. Damit sind wir bei der Kunst, die ihrerseits nichts anderes ist als eine herbeiphantasierte Größe. Moderne Ökonomie und moderne Ästhetik sind eineiige Zwillinge, und beide haben sich davon verabschiedet, in der Wirklichkeit irgendeine Entsprechung zu suchen. Geld und Kunst funktionieren in eigenen Kreisläufen, und bisweilen geht der eine Metabolismus über in den anderen. Dann hängen die Bilder in der Galerie und lassen sich kaufen. Thomas Locher führt das jetzt bei Georg Kargl genau so vor. Locher ist einer dieser Metakonzeptualisten, die immer noch eine Lücke in den Beobachtungsebenen finden, in die sie gnadenlos vorstoßen und sie mit ihrem Denkapparat zupfropfen. Selbstgenerierte und -gesteuerte Systeme finden Lochers spezielles Gefallen, und nach dem Recht und der politischen Partizipation geht es jetzt eben ums Geld. Aber ganz abstrakt. Fürs Konkrete ist allein die schnöde Käuflichkeit der Arbeiten zuständig. Ihre Pragmatik. Semantisch gesehen bleibt alles in den Bahnen des schwer Verständlichen. Börsenfotos werden von Texttafeln begleitet, auf denen sich Marx vernehmen lässt. Diderots Enzyklopädie lugt ums Eck. Derrida bringt sich mit einem Gedankenfragment ins Spiel, das als Titel dient: "Gift. To give. Giving. Given. Gift, if there is any..." Derrida, und das auch noch auf Englisch. Womöglich aber wird hier die Reflexion über den Reibach noch einmal ganz konkret. Der Kunde könnte ja Amerikaner sein.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Thomas Locher - [Always] Trouble with Principle
12.05 - 12.08.2006

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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