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Art Brussels 2006: Frisch!

Kunst verkauft sich wie warme Semmeln auf der Artbrussels Auf dem europäischen Festland dürfte wohl schon seit langem keine Kunstmesse mehr so begeisterte Aufnahme gefunden wie die Artbrussels 2006. Besonders bei der ganz jungen Kunst griffen die Besucher beherzt zu. Dabei sind gerade die belgischen Sammler dafür bekannt, dass sie ihre Entscheidung zumeist bis zum letzten Tag reifen lassen. Diesem Umstand ist auch die Laufzeit bis montags 22 Uhr zu danken. Heuer war jedoch kein Halten, und viele Galerien hatten bereits am frühen Abend die Standmiete eingespielt. Das Angebot hat sich über die Jahre kontinuierlich verbessert, und die vielbeschworenen emerging artists sind der Messe offensichtlich ein Anliegen. Die Abteilung Young Galleries beherbergt zwar wundersamerweise auch etwas ältere Bekannte wie Johnen aus Berlin (Hauptsatdt-Ableger von Johnen + Schöttle aus Köln) oder Martin Asbaek aus Copenhagen (mit dem Zusatz "Projects"). Doch sind auch einige tatsächlich junge Galerien dabei, die frischen Wind bringen. Dazu gehört Alice aus Brüssel, Galerie und Label zugleich. Alicebxl existiert erst seit anderthalb Jahren und hat schon acht Galerieausstellungen auf die Beine gestellt, alle sieben Wochen eine. Die Künstler stammen aus der Sprayer- und Skaterszene. Ihre Kunst ist entsprechend schrill, auffallend und dynamisch. Der hauptsächlich auf der Messe gezeigte Künstler Pedro Sozyone Gonzalez ist nicht nur bildender Künstler, sondern auch Musiker und Art Director zweier Zeitschriften. Seine neusten Arbeiten vereinen vier etwas schräge Familien in einem Pokerspiel, deren Portraits als Bilder auf den Karten fungieren. Zusammen mit den Assen kommt das ganze Ensemble auf 10.000 Euro. Während der Messe werden aber auch noch einige Reservierungen auf einzelne Zeichnungen zu 600 Euro entgegengenommen, solange niemand den ganzen Schwung geschlossen kauft. Von den Gemälden ab 3.000 Euro sind bereits einige vergeben. Überhaupt werden Zeichnungen gerne genommen. So konnte bei Marttin Kudlek aus Köln am Stand ein amerikanischer Sammler beobachtet werden, der eigenhändig rote Punkte an Zeichnungen von Alexander Gorlitzki zu Preisen um 1.300 Euro heftete. Michael Zink aus München hatte schon kurz nach Eröffnung ein Dutzend Zeichnungen von Marcel van Eeden zum gleichen Preis vermittelt, zumeist an Belgier und Franzosen. Für ihn als Süddeutschen ist Brüssel zusätzlich zum sachkundigen und fast ausschließlich privaten belgischen Publikum ein willkommener Brückenkopf nach Frankreich. Das schätzt Mario Mauroner aus Salzburg/Wien ebenfalls an der Messe. Bei ihm gingen Zeichnungen von Barthelemy Togou zu 1.800 Euro. Bei großen Arbeiten wie Jaume Plensas Skulptur "Selbstportrait als Elias Canetti" fällt die Kaufentscheidung allerdings nicht ganz so spontan. Überhaupt ist viel Skulptur zu sehen, besonders in den 20 One Man Shows. Tucci Rosso aus Turin etwa, seit 35 Jahren Galerist in Turin und erst zum zweiten in Brüssel, hat die materialorientierten und theoretisch aufgeladenen Skulpturen des jungen 35jährigen Giovanni Caravaggio dabei. Nach seinen Angaben sind die Arbeiten mit Preisen zwischen 11.000 und 18.000 Euro schon verkauft. Entsprechend gelöst und ausgelassen war die Stimmung auf der Vernissage denn auch, so dass man am Ende gutgelaunt den viertelstündigen Fußmarsch zum Parkplatz antreten konnte. Die Messe läuft noch bis zum 24. April, täglich 12 bis 20 Uhr, am Montag bis 22 Uhr.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Brussels 2006
21 - 24.04.2006

Brussels Expo
1020 Brüssel, Place de Belgique, 1, Halls 5 & 6
Tel: 0032-2-402-36-66
http://www.artbrussels.com
Öffnungszeiten: 11-19 h


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