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TEFAF 2006: Inhaltliche kontra Tulpen-Opulenz

Zwischenbericht zur TEFAF, Maastricht Rund 31.500 Besucher innerhalb der ersten vier Öffnungstage und 169 am kleinen Maastricht-Aachen Flughafen verzeichnete Privatjets lautet die erste eindrucksvolle Zwischenbilanz der 2006er TEFAF. Das Aufgebot an kaufwütigen Sammlern und goutierenden Museumskuratoren - der Louvre entsendete solche ebenso wie das Metropolitan (New York) oder das Getty (Los Angeles) - zeichnete zum Auftakt der 19. Messe ein gewohnt souveränes Bild. Irritierend mag Maastricht-Kennern vielleicht der vom Londoner Interior-Designer David Bentheim geschaffene visuelle Auftritt. Die überbordende Opulenz ist man hier sonst nur vom Angebot gewohnt, und die sagenhaften an allen Ecken blühenden Mengen an orange-gelben Papageien-Tulpen sind dann doch ein wenig sehr barock. Das Leitthema erstreckt sich freilich auch auf das Design der Drucksorten und Beflaggung, die jeder Gartenbaumesse zur Ehre gereichen würde. Millionen-Umsätze Abseits solcher Geschmacksturbulenzen weiß die 218 Teilnehmer umfassende internationale Ausstellerdelegation mit einem qualitätsvollen Aufgebot an Kunstwerken aus allen Sektionen und Jahrhunderten erfolgreich zu locken. Nicht nur mit Heimvorteil punktete Lokalmatador Rob Noortman (Maastricht), der sich an drei Öffnungstagen und einer erfolgreichen Preview von nicht weniger als 24 Gemälden trennte. Der Londoner Kollege Johnny van Haeften reichte neun Bilder weiter, darunter einen Jan van Heyden für 1,4 Millionen Pfund, und Salomon Lilian aus Amsterdam ein Selbstporträt des Rembrandt-Schülers Willem Drost (450.000 Euro). Den Anschluss schaffte hier auch die Kategorie Zeitgenössisches, in der Waddington Galleries einen Umsatz von knapp fünf Millionen Dollar verbuchten. Angela Gräfin von Wallwitz, Stammausstellerin aus München, zelebriert das 300jährige Geburtsjubiläum von Johann Joachim Kändler - sowohl angebotsmäßig als auch mit einer gelungenen Publikation: 30 von 33 Theaterfiguren aus dem 18. Jahrhundert wechselten hier bereits den Besitzer. Angewandtes hält sich wacker Auch Mittelalterliches gefiel, wie die unzähligen Verkaufs-Markierungen beim Spanier Louis Elvira dokumentierten: ein 9-sitziges Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert trug nach zwei Öffnungstagen ebenso einen roten Punkt, wie schmiedeeiserne Kaminverkleidungen und monströse Glockenzüge aus dem 15. (Aragon) und 16. (Castillien) Jahrhundert. Kunstkammer Georg Laue, diesmal mit einem leicht beengten Bernstein-Labyrinth vertreten, verkaufte das Highlight, eine Madonna mit Kind, Norddeutschland, um 1550. Thomas Salis - 2006 der einzige Vertreter aus Österreich - zeigt sich ebenfalls zufrieden. Acht Bilder in einer Preisklasse von 100.000 bis 350.000 Euro - darunter das für die Salzburger Residenz Messe vorgesehene Highlight, der Burggraben bei Murnau aus dem Jahr 1911 von Gabriele Münter, und eine Skulptur von Balthasar Lobo, so die vorläufige Bilanz. Die hier von Salis präsentierte Küstenlandschaft von Edvard Munch (2,3 Millionen Euro) wird - in Ermangelung ernstzunehmender Interessenten - bei der Messe in Salzburg jedenfalls nicht zu sehen sein. Auf finanzkräftige Käufer warten in Maastricht derzeit noch die propagierten 2006er Stars: Darunter das Rembrandt-Gemälde Jakobus der Ältere bei Salander O?Reilly (New York) für die "Kleinigkeit" von 45-Millionen-USDollar, oder das nunmehr von der Forschung Frans Hals zugeschriebene Porträt von "Pieter Jacobs. Olycan" für 12,5 Millionen Dollar bei David Koetser (Zürich).
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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TEFAF 2006
10 - 19.03.2006

MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre)
6229 Maastricht, MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre), Forum 100
Tel: +31 43 383 86 66 , Fax: +31 43 383 88 08
Email: info@tefaf.com
http://www.tefaf.com
Öffnungszeiten: täglich 11-19 h


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