Werbung
,

Augenblick Foto/Kunst in der Sammlung Essl: Blow Up, Close Up, Pin Up

Die Sammlung Essl ist bis dato hervorgetreten als Kollektion von Malerei. In diesem Sinn verbreitet auch "Foto/Kunst" eine gewisse Traditionalität, lagert sie sich breit hin in eher gluckenhafter Vorhandenheit und kokettiert sie mit dem Monumentalen. Das fotografische Kunstwerk ist hier ausschließlich Ergebnis einer Ästhetisierung am Objekt. Ob diese Konzentration auf inszenatorische Qualitäten nötig ist, wird nicht problematisiert. Vielleicht war sie nötig, als der visuelle Jargon entstand, den die versammelten Arbeiten zum größten Teil sprechen. Bereits im ersten Raum kommt dieses Idiom zu sich: Marie-Jo Lafontaines Strategien der Nahansicht und der Vergrößerung, des breiten Rahmens und der makellosen Präsentation sind völlig aus dem Geist der Achtziger, und auch die zehn Models, mit denen Bettina Rheims Helmut Newtons Powerfrau-Ästhetik ins Milde und Vermittelbare überführt, verweisen in die Zeit, als das Foto richtig kunstmarkttauglich wurde. So geht es weiter. Cindy Shermans frühe Film Stills, die man bis dato sehr kleinformatig kannte, kommen in überraschender Übergröße daher. Späte Arbeiten von Thomas Ruff - Architekturfotografie des Brünner Hauses Tugendhat - und Thomas Struth - Exotisches aus Australien, Japan und China - frönen ein weiteres Mal der längst wahrgenommenen Nähe von Licht- und Tafelbild. Anschließend kommt ein in höchstem malerischen Schmelz gehaltenes Wolkenbild von Gerhard Richter. Denjenigen, die es noch nicht verstanden haben, wartet die Schau mit Sean Scully auf: Einem seiner obligatorischen Streifenbilder in betont schlampigem Hard-Edge stehen Aufnahmen von Holzhütten zur Seite, deren Bretterverschläge und bunte Fensterrahmen aussehen, als hätte sie jemand mit einem Faible für betont schlampiges Hard-Edge gezimmert. Das Hybride ist es, wovon die Ausstellung ausgeht. Allerdings in eben jener Version, wie sie die Achtziger auf dem Tapet hatten: Was gemischt wurde, waren Gattungen. Die Hybridform der Gegenwart gilt demgegenüber dem Motiv, und jener für das Heute zentrale Aspekt einer Angleichung von Malerei und Foto, die Möglichkeit der Kom-Position am Computer, gerät nicht ins Visier. Das Digitalisieren und Sampeln ermöglicht dem fotografischen Bild Motivwelten des Nie-Gesehenen und Nie-Dagewesenen, die dem gemalten Bild immer schon zur Verfügung standen. Doch derlei wird von Essl offenbar nicht gesammelt. Noch nicht.

Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Augenblick Foto/Kunst in der Sammlung Essl
15.02 - 30.06.2002

Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: