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Lichtkunst aus Kunstlicht: Viel Raum ums Licht

Sofort eingangs seines Ausstellungsvorworts zitiert Peter Weibel den Jesuiten Athanasius Kircher und dessen Schrift über die "Kunst von Licht und Schatten". Kircher galt, und auch das erwähnt Weibel sogleich, als "Polyhistor", und damit ist der Polyartist schon unter seinesgleichen. Es geht um nicht weniger als Alchimie, um die Metamorphose des prinzipiellsten aller Medien zum allerneuesten. Lichtkunst aus Kunstlicht wird in Karlsruhes ZKM gegeben. Dass der Kurator der Schau auch als Künstler auftritt, ist so selbstverständlich wie es einige Übellaunige, die ihre Rezensionen schon abgeliefert haben, bestätigt hat. Natürlich ist die Ausstellung in erster Linie ein Peter Weibel. Zwanzig Dutzend Positionen drängen sich in die beiden Lichthöfe samt umlaufenden Galerien, und wenn man nach subjektiv gemessen vielen Stunden den Ausgang aus dem Labyrinth wieder gefunden hat, blitzt und blinkt es im Auge noch mächtig hinterher. So mag er es, der Weibel. Die Ausstellung selbst tut alles, um im Materialgebirge jede Anwandlung ans Hehre, Wahre, Transzendente verschütt gehen zu lassen. Die Aura stellt sich trotzdem her, und zwar ganz konkret in der Retina. Wie immer bei Weibel gibt es eine historische Abteilung, und da wird zum Beispiel "Der Sieg über die Sonne" gegeben, die berühmte, nie gehörte Oper, die Russlands Avantgarde markierte und Malewitsch mit dem schwarzen Quadrat bekannt machte. Von da an geht es durchs Jahrhundert, vorbei an Weibels Lieblings-Langweilern, den italienischen Kinetikern der Fünfziger und Sechziger Jahre, entlang an Flavin-Nannucci-Sonnier-Holzer, die man gemeinhin einlädt, um Museen, die nicht fertig geworden sind, mit einer Eröffnungsschau zu bestücken, hin in die nähere Gegenwart. Da werfen sich dann Mike Kelley oder Jason Rhoades mit Monumentalstücken nach dem Geschmack der Baseler Art Unlimited in die Brust. Überhaupt wurde nicht gespart an Platzbedarf, und zu dem Riesengedrängel tragen dann etwa auch Ruth Schnell, Manfred Erjautz oder Brigitte Kowanz bei. Letztere hatte die Sache einst mit einem lapidaren "Licht ist, was man sieht" auf den Punkt gebracht. Angesichts von Weibels Gewurle gilt es hinzuzufügen: Licht ist, was man einsieht.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Lichtkunst aus Kunstlicht
19.11.2005 - 01.05.2006

ZKM - Zentrum für Kunst und Medientechnologie
76135 Karlsruhe, Lorenzstraße 19
Tel: +49-721-8100-0
Email: info@zkm.de
http://www.zkm.de
Öffnungszeiten: Mi - Fr, 10-18 Uhr | Sa - So, 11-18 Uhr


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