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play re play: Zitate der Absenz

Im Ausstellungsraum dreizehnzwei von David Komary stehen erneut Fragen von Referenz und Institutionskritik sowie das Spiel mit Verweisen als künstlerische Strategie zur Diskussion. Nikola Hansalik, die bei Eva Schlegel diplomierte, zeigt zehn gerahmte Farbfotografien von Verstecken geraubter Kunst. Ikonen der Malerei eines Rubens, Gainsborough oder van Gogh lagerten jahrelang unbemerkt auf Dachböden, in Kohlenkellern und Banktresoren. Oft dienten sie als Tauschobjekte für Drogenbosse, die sich damit ihre Freiheit erkauften. Kunst wirkt hier nicht nur "wertsteigernd, sondern auch als "Konverter der Werte" (D.K.) Über diese Crime Story hinaus befaßt sich die Serie "Hiding Art" von Hansalik aber auch mit der Abwesenheit des corpus delicti: die Kunstwerke sind nicht zu sehen, und die gezeigten Verstecke sind bloß den Originalschauplätzen nachempfundene Räume. Hansalik zeigt uns ihre Interpretation davon, "wie es gewesen sein könnte", und veranlasst den Kunstrezipienten, in seinem Gedächtnis nach dem gestohlenen Bild zu suchen (dieses wird in Form eines gravierten Messingschilds unter der Fotografie genannt.) Dabei scheint es, als wäre uns mittlerweile durch Kunstgeschichte, Musealisierung und Archivierung das abwesende Kunstwerk näher als das Sichtbare. Hansalik unterstreicht dies durch technisch perfekte Fotografien und eine museal klassifizierende Beschreibung, die die "Aura" eines Kunstwerks entstehen lässt. Eine Aura, die laut Walter Benjamin nur im "Hier und Jetzt" eines originalen Kunstwerkes erfahrbar ist und mit jeder technischen Reproduktion verloren geht. Mit einer konzeptuellen Arbeit spielt Michael Gumhold auf Walter Benjamins berühmten Aufsatz "Das Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit" (1936) an. Er präsentiert auf weißen Blättern in Maschinschrift die Fußnoten des philosophischen Klassikers als skulptural inszenierter Fußnotenapparat in Form eines Tisches. Auch hier steht im Zentrum das Nichtsichtbare, denn der eigentliche Text ist abwesend, zugunsten materialisierter Bezugspunkte eines Gedankengebäudes, dessen Inhalt nicht mehr transportiert werden muss. Künstlerischer Witz oder erneut ein strategisches Spiel mit Verweisen im Betriebsystem Kunst?
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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play re play
19.11 - 11.12.2005

Dreizehnzwei
1040 Wien, Lambrechtgasse 13/2
Öffnungszeiten: Di, Do, Fr: 16:00 - 19:00 Uhr; Sa: 16:00 - 19:00 Uhr


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