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Martin Dammann - Vanishing Point: Krieg und Krise

Augenscheinlich fand der Künstler seine Idee gut. Sie besteht darin, die Mezquita, Cordobas großartige Moschee, in die im 16. Jahrhundert eine christliche Kirche gepflanz wurde, als Kulisse zu nehmen für die Darbietung eines deutschen Jagdflugzeugs. Martin Dammann hat daraus nicht nur ein Foto montiert, sondern gleich eine Art Rundumkino aufgestellt, mit Projektionswänden und Begehbarkeiten, dem das Sakrale seinerseits nicht fremd ist. Jetzt ist aus der schlichten und in ihrem Aufeinanderprall der Motive auch fesselnden Idee eine Überinszenierung geworden, ein Stück Hans-Jürgen Syberberg und der Erhabenheitsschmu der Achtziger. Das war die Zeit, wo man Virilios Publikationen über Krieg und Kino gut fand und den Zusammenhang von Kameras und Kameraden entdeckte. Dammanns Ausstellung in der Galerie Kargl arbeitet sich auch daran ab. Fotografien aus dem zweiten Weltkrieg werden also genommen, einem gehörigen Blow Up unter- und auf Alu aufgezogen. "Ueberdeutschland" heißen die Lufaufnahmen dann, und auch das ist Erhabenheitsschmu. Ganz anders die dritte Partie der Schau, Aquarelle, die auch etwas mit Krieg zu tun haben sollen, aber in erster Linie wunderbare Demonstrationen in Beherrschung malerischer Mittel darstellen. Natürlich sind die Bataillen, die sich durch die Geschichte ziehen, immer auch Selbstläufer technischer Obsessionen; doch Technik kann auch so etwas Artistisches wie Virtuosität meinen, und gerade diese menschliche Seite an der Freisetzung von Kräften führt Dammann in diesen beeindruckenden Menschenbildern vor. Dammann hat bei Georg Kargl also eine außerordentlich heterogene Präsentation auf die Beine gestellt - es gibt noch Abteilung vier, zwei DVD-Projektionen über das Prinzip Fliegen und die Gefahr, die das Chaos dabei ausmacht. Der Künstler ist vierzig, doch seine Schau mutet an, als wäre er zugleich viel jünger und viel älter. Älter in den Reminiszenzen an eine der dämlichsten Facetten der Achtziger. Jünger im Durcheinander der Medien und Methoden. Es ergibt sich eine seltsame Programmatik des Nachdenkens über technische Möglichkeiten. Am besten ist Dammann, wenn er diese Möglichkeiten bei sich selbst findet.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Martin Dammann - Vanishing Point
09.09 - 05.11.2005

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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