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Gerhard Rühm - Zwischenräume. Erotische und unerotische Fotomontagen : In der Gegenwart der Realgroteske

\"vielleicht werden einige betrachter fragen, warum diese scheinbar völlig unspektakulären bilderfolgen ausgerechnet als \gruselgeschichten\ figurieren. gleichgesinnte werden allerdings schnell verstehen, was gemeint ist. um gruselgefühle zu empfinden, bedarf es keineswegs der konfrontation mit schrecklichen geschehnissen oder des unheimlichen als ausnahmesituation, sie können sich durchaus auch in der fassungslosigkeit über die alltäglichen triumphe des trivialen und der dreisten dummheit manifestieren.\" Was Gerhard Rühm im Begleittext zu seiner Auswahl an \"Fotomontagen\" in der Galerie Christine König beschreibt, ist der Mechanismus einer Art Realgroteske. Die Wirklichkeit hat an Absurdität, Schrillheit, Horror mittlerweile längst eingeholt, was ein Künstler je nachdem anklagend, ironisierend, konstatierend mit ihr in Verbindung bringt. Als Rühm in den fünfziger Jahren mit seinen Bearbeitungen von Illustriertenfotos begann, bedurfte es noch der Stilisierung: Die Ausschnitte sind einzeln auf das Papier geklebt und stehen in einem bestimmten, durchaus klassisch anmutenden Proportionsverhältnis zum übergreifenden Format des Trägers; sie sind begleitet von Textschnipseln; oder sie fügen sich mit ihresgleichen zur Serie und damit zu einer Art visueller Korrespondenz. Damit ist es in den letzten Jahren vorbei, und derlei Veränderungen festzustellen ist denn auch der Reiz an Rühms retrospektiver Präsentation seiner \"erotischen und unerotischen Fotomontagen\". Jetzt, in der Gegenwart der Realgroteske, ist das Papier übersät von den Bildern der Promis und Proleten, die die Yellow Press bevölkern. Ein veritabler Horror Vacui hat den Purismus und den Reduktionismus abgelöst, die die Wiener Gruppe von vornherein auszeichneten und sie zum einzigen Gegenentwurf zur österreichweit grassierenden Expressionswut der Nachkriegsjahrzehnte machten. Als müßte die Unverfrorenheit des Status Quo mit einer Unzahl von Beispielen illustriert werden, lädt Rühm sich und seinen Bildern dokumentarischen und inszenatorischen Ballast auf. Die Qualität der Zurückhaltung und die Quantität der schieren Vorführung: Statt auf den Kopf setzt Rühm nun auf die Zahl.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Gerhard Rühm - Zwischenräume. Erotische und unerotische Fotomontagen
27.02 - 27.03.2001

Christine König Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1a
Tel: +43-1-585 74 74, Fax: +43-1-585 74 74-24
Email: office@christinekoeniggalerie.at
http://www.christinekoeniggalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa 12-16h


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