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Cerith Wyn Evans: Prinzip Hommage

Heutzutage liebt man das Pinzip \"unaufgeräumtes Jugendzimmer\". Shooting-Stars wie Jonathan Meese oder John Bock karren massenweise Bildchen, Pin-Ups, Devotionalien herbei und arrangieren sie zu pubertär-wirren Hommagen auf all das, was sie gut finden. Das kann man dann seinerseits gut finden. Oder auch weniger. Die momentane Präsentation in der Galerie Georg Kargl rankt sich auch um das Prinzip Hommage. Gleichzeitig ist sie sehr aufgeräumt. Man betritt den sowieso sehr schönen Ausstellungsraum und sieht einige eingetopfte Palmen. Zwischen ihren Wedeln schwebt mit knapp einem Meter Durchmesser ein Ballon, der wiederum von einem Video-Beamer bestrahlt wird. Projiziert auf die sanft in der Luft balancierende Kugel oder an die Wandstücke links und rechts davon, macht sich dabei kaum mehr als rechteckige Helligkeit bemerkbar, ein weißes Rauschen, in dem sich Licht mit einigen Kräuseleffekten verbindet. Schließlich gibt es vom CD-Player Musik- und Gesprächsfetzen. Cerith Wyn Evans, Jahrgang 1958, Waliser, in London lebend, hat in diese luftige Installation jede Menge Reminiszenz gepackt. Die Palmen gemahnen an Marcel Broodthears, der Beamer zeigt tatsächlich einen Film, nämlich \"L\Anti-Concept\" von Gil Wolman aus dem Jahr 1952, der nichts anderes vorführt als informelles Flimmern; die CD versammelt über 100 akustische Quellen, und der beleuchtete Ballon läßt eine der Pioniertaten des Films, Georges Meliès\ \"Voyage dans la lune\", Revue passieren. Evans kam vom Film in die Kunst, und genauso sieht seine Memorialarbeit auch aus (im Keller gibt es eine weitere Hommage: In Format und Inszenierung höchst ambitionierte Aufnahmen erinnern an die Amateurfotografie des Vaters). Die Ausstellung ist also aufgeladen mit Referenzen. Muß man, so stellt sich die Frage, das alles wissen? Es kann, so wäre die Antwort, nicht schaden: Und dann folgt der aufgeräumten Ausstellung von Evans das aufgeräumte Oberstübchen dessen, der sie besucht.    
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Cerith Wyn Evans
27.02 - 27.03.2001

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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